Zusammenfassung
In dem Artikel werden Prostitutionsbesuche als Rituale betrachtet. Dies bietet sich an, da Prostitution mit Tabus behaftet ist und daher soziale Grenzen überschritten werden müssen. Auf der Grundlage einer eigenen Studie über heterosexuelle männliche Freier kann geschlussfolgert werden, dass Männer Sex-Arbeiterinnen aufsuchen, wenn sie in Krisen stecken oder Vertragsabschlüsse feiern; auch erleben manche Männer ihr erstes Mal Sex mit Sex-Arbeiterinnen. All diese Momente können als Rituale interpretiert werden, die die Reproduktion normativer heterosexueller Männlichkeit – sowohl als sexuelles Kapital wie als homosoziale Verbünde – beinhalten. Schließlich lässt sich auch eine Ritualstruktur auf Prostitutionsbesuche übertragen, insofern eine Vorbereitungs-, liminale und Angliederungsphase deutlich erkennbar sind. Die Ritualstruktur zeigt, wie der Prostitutionsbesuch einerseits in den Alltag integriert ist, andererseits aber auch etwas Besonderes und Herausgehobenes markiert. In beiderlei Hinsicht geht es um die Reproduktion normativer Männlichkeit.
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Gugutzer, R. (2015). Rituelle Dimensionen kommerzieller Sexualität. In: Gugutzer, R., Staack, M. (eds) Körper und Ritual. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01084-3_14
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