Skip to main content

Über Fußballbegeisterung. Beispiele für sonisch-ethnografische Kulturforschung

  • Chapter
  • First Online:
Alltagsklänge – Einsätze einer Kulturanthropologie des Hörens
  • 1352 Accesses

Zusammenfassung

Der Versuch, Klangphänomene wahrzunehmen und über sie nachzudenken, hat in den vorausgegangenen Kapiteln zum einen zur Thematisierung bestimmter Eigenschaften des Klanglichen geführt (semantischer und materialer Aspekt des Klanglichen, die Verschränkung beider Aspekte, ihre Präsenz-gebenden, identifizierenden, subjektkonstitutiven Effekte). Außerdem hat sich das Klangliche auch als eine Wirklichkeitssphäre erwiesen, die es ermöglicht, Spezifika und Problemen des Kulturellen nachzuspüren, die nicht an der Oberfläche der kulturellen Wirklichkeit liegen; die im Wortsinne nicht sichtbar sind. Die Dimension des Klanglichen bietet sich damit einer Forschungshaltung als Phänomenbereich an, die die Sozialpsychologin Marie Jahoda wie folgt formuliert: „I do think that the problem in the human and social sciences is to make invisible things visible. This means that all the original purposes and intentions of people involved in a situation are from the beginning assumed to be not the whole story. It means that it is necessary to look at underlying mechanisms, forces, or whatever you want to call them, and not to take the ‚obvious‘, that which is visible to the naked eye, for granted.“ Nicht nur in der Form einer Wortspielerei, sondern tatsächlich eröffnet das Klangliche Zugang zum ‚Unsichtbaren‘. Gerade die intensive Auseinandersetzung mit dem Klanglichen hat so in den vorausgegangenen Kapiteln weit über klangliche Phänomene hinaus geführt. Das Interesse am Klanglichen hat sich deshalb als im Grunde methodischer Ansatz erwiesen: Es eröffnet einen Zugang zu ‚unsichtbaren‘ Aspekten der zeitgenössischen Kultur.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Jahoda, Marie 1986: Social Psychology, 108.

  2. 2.

    Subjektivität als Ausgestaltung gesellschaftlicher Möglichkeiten zu begreifen, bildet eine Grundlage des ethnopsychoanalytischen Forschungsansatzes, an dem ich mich im Allgemeinen und hier besonders in den Kapiteln 6.2. und 6.3. orientiere. Vgl. Erdheim, Mario; Nadig, Maya 1991: Ethnopsychoanalyse, 190.

  3. 3.

    Parallel hierzu verfolge ich mit Serien reflexiver Einzelgespräche einen zweiten Methodenansatz, dem die Ergebnisse der sonischen Situationsbeschreibungen zu Grunde liegen.

  4. 4.

    Menotti, César Luis 2013: Pep Guardiola, 16.

  5. 5.

    Hoeltzenbein, Klaus 2012: Knallkörper und Knallköpfe, 4.

  6. 6.

    Kopiez, Reinhard; Brink, Guido 1998: Fußball-Fangesänge, 7.

  7. 7.

    Elias, Norbert; Dunning, Eric 2003: Suche nach Erregung, 122.

  8. 8.

    Ebd., 126.

  9. 9.

    Ebd., 124.

  10. 10.

    Alkemeyer, Thomas 2008: Fußball als Figurationsgeschehen, 92. Zur ‚affektiven Wucht‘ (Prosser) der Fußballbegeisterung im Stadion vgl. auch Prosser, Michael 2002: Fußballverzückung, sowie Schäfer, Mike S.; Roose, Jochen 2010: Emotions in Sports Stadia.

  11. 11.

    Hahn, Thomas 2013: Es war einmal, 37.

  12. 12.

    Vgl. Robson, Garry 2004: No One Likes Us, 179-185. Ich bin nicht der erste, dem Robsons Studie und speziell der Millwall Roar einen Hauptbezugspunkt für eigene Überlegungen bietet; auch Les Back argumentiert mit diesem Phänomen, vgl. ders. 2006: Sounds in the Crowd.

  13. 13.

    Vgl. z.B. Millwall Roar at Ipswich 21/4/12.

  14. 14.

    Robson, Garry 2004: No One Likes Us, 183.

  15. 15.

    Dieser Identifikationsmechanismus wird in der kulturwissenschaftlichen Diskussion als ‚Othering‘ bezeichnet, vgl. Fabian, Johannes 1983: Time and the Other.

  16. 16.

    Vgl. Giulianotti, Richard 2002: Supporters.

  17. 17.

    Vgl. Sandvoss, Cornel 2003: A Game of Two Halves.

  18. 18.

    Ebd., 32.

  19. 19.

    Ebd., 30.

  20. 20.

    Rolshoven, Johanna 2008: Fußball aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, 51.

  21. 21.

    Ebd., 49.

  22. 22.

    Schmidt-Lauber, Brigitta 2008: Der FC St. Pauli.

  23. 23.

    Bromberger, Christian 1991: Stadt im Stadion, 24.

  24. 24.

    Ebd., 28.

  25. 25.

    Vgl. Horak, Roman; Maderthaner, Wolfgang 1997: Mehr als ein Spiel; vgl. Lindner, Rolf; Breuer, Heinrich T. 1978: Sind doch nicht alles Beckenbauers.

  26. 26.

    Vgl. Dunning, Eric et al. 1988: Roots of Football Hooliganism.

  27. 27.

    Robson, Garry 2004: No One Likes Us, IX.

  28. 28.

    Vgl. ebd., 39-63.

  29. 29.

    Dixon, Kevin 2011: A Third Way, 291.

  30. 30.

    Porat, Amir Ben 2010: Football Fandom, 278.

  31. 31.

    Ebd., S. 277. In der deutschsprachigen Sozialwissenschaft argumentieren bereits Wilhelm Heitmeyer u. Jörg-Ingo Peter ähnlich, vgl. dies. 1988: Jugendliche Fußballfans.

  32. 32.

    Das mit dem Klang einhergehende Präsent-Werden bildet ein zentrales Moment in Robsons Interpretationslogik: Im Brüllen, im Klang wird die Welt, die im Subjekt aufgrund seiner Identifikation mit einem spezifischen Habitus vorhanden ist, lebendig/spürbar.

  33. 33.

    Vgl. Latour, Bruno 2002: Hoffnung der Pandora, 185-199.

  34. 34.

    In meinem Forschungsprojekt ergänze ich die sonische Ethnografie zu diesem Zweck mit Serien selbstreflexiver Gespräche mit Fußballbegeisterten.

  35. 35.

    Schwier, Jürgen 2009: Ultras, 151.

  36. 36.

    Köster, Philipp 2008: Der dressierte Block, 28.

  37. 37.

    Vgl. Bonz, Jochen 2010: Fußball – ein soziales Band?

  38. 38.

    Zum symbolischen Gabentausch vgl. Waltz, Matthias 2006: Tauschsysteme als subjektivierende Ordnungen.

  39. 39.

    Jirat, Jan 2007: Der zwölfte Mann, 106.

  40. 40.

    Meri Kytö spricht in ihrer Studie über die Soundscapes, die rund um Istanbuler Fußballfans bestehen, bezüglich derartiger Phänomene von ‚call and response‘; vgl. Kytö, Meri 2011: We are the rebellious voice. Sie führt dies nicht aus, aber die gemeinschaftsbildende Funktion dieser Kulturtechnik ist vielfach beschrieben, u.a. bei Rappe, Michael 2010: Under Construction, 127ff.

  41. 41.

    Diese bilden sicherlich nicht an sich in einer mit der Ultra-Gruppe vergleichbaren Weise das Objekt der Identifikation. Dieses besteht möglicherweise in der antagonistischen Spannung, die das Fußballspiel kennzeichnet und hier zur Verstärkung der Lautheit, der Unterstützung der Heimmannschaft, der Hervorrufung ihres Kampfgeistes oder einfach zur Steigerung des Vergnügens genutzt wird.

  42. 42.

    Vgl. Bonz, Jochen 2013: Das Gesprächssummen.

  43. 43.

    Hier und im Folgenden Jirat, Jan 2007: Der zwölfte Mann, 109ff.

  44. 44.

    Müller, Frank 2010: Lebenslang grün-weiß, 93.

  45. 45.

    Ebd.

  46. 46.

    Vgl. ebd., 101-102. Die Funktion der Situation Peer-Groups, ein Medium für alle möglichen Entäußerungen des Fanseins zu bieten, wird auch in Müllers Beschreibung des Chronotopos der Fußballbegeisterung deutlich. Im Interview, das Müller mit zwei Personen der Gruppe führt, wird als wesentlicher Aspekt der Fußballbegeisterung ein Spannungsbogen erkennbar: Ein vierzehntäglicher Zyklus, der von Vorfreude und Erwartung zur Anspannung führt, sich am Spieltag entlädt, Entspannung weicht und sich dann wieder neu aufzubauen beginnt. Indem der Zyklus nicht auf den Spieltag konzentriert ist, sondern den Alltag durchzieht, nimmt er in ihm auch Zeit ein und in Handlungen Gestalt an. Zu diesen gehört insbesondere das ständige Rezipieren von Neuigkeiten rund um den Verein mittels Zeitungslektüre und das Internet, aber auch die Präsenz von Spielereignissen und Informationen rund um den SV Werder Bremen im individuellen Gedächtnis wie auch in intersubjektiven Kommunikationen in Alltagssituationen. Vgl. ebd., 96-99.

  47. 47.

    Ebd., 101.

  48. 48.

    Augoyard, Jean-François; Torgue, Henry 2009: Sonic Experience, 47.

  49. 49.

    Les Back spricht in seinen Überlegungen zur Soundscape des Stadions von einer „atmosphere of sociability rather than communication“, vgl. Back, Les 2006: Sounds in the Crowd, 320. Er macht diesen Effekt am kollektiven Gesang fest.

  50. 50.

    Alkemeyer, Thomas 2008: Fußball als Figurationsgeschehen, 92-96.

  51. 51.

    Gumbrecht, Hans Ulrich 2012: Epiphanien, 347.

  52. 52.

    Alkemeyer sieht zwar die Notwendigkeit eines im Subjekt verkörperten Wissens, denkt dieses jedoch nur im Sinne eines Habitus des Fußballspiels und nicht in der hier von mir vertretenen Vielfalt. Vgl. a.a.O., 98-100.

  53. 53.

    In einer Formulierung Hermann Bausingers: „Fußball gehört [damit] zu den ganz wenigen Themen und Bereichen, die sich der Pluralisierung der Lebenswelten anschmiegen (es gibt sehr verschiedene Arten, Fußball zu erleben, und sehr verschiedene Orientierungen), die aber andererseits die Pluralität überbrücken und die Fragmentierung der Gesellschaft ein Stück weit zurücknehmen.“ Bausinger, Hermann 2000: Kleine Feste, 56.

  54. 54.

    Hierbei handelt es sich sicherlich vor allem um das in der jeweiligen Situation lebendig gewordene Begehren, welches für das Subjekt spürbar wird. Hinzu kommt sicher, was Lacan als Mehr-Genießen bezeichnet und das in der englischen Übersetzung seines Seminars über die Kehrseite der Psychoanalyse formuliert ist als „that affect by which the speaking being of a discourse finds itself determined as an object.“ Lacan, Jacques 2007: The Other Side, 151. „[W]e are beings born of surplus jouissance, as a result of the use of language. When I say, ‚the use of language‘, I do not mean that we use it. It is language that uses us.“ Ebd., 66. Übertragen auf die Identifikation der Fußballbegeisterung schlage ich folgende Paraphrase vor: Das Mehrgenießen des Fans ist der Affekt, als der sich der Fan als Objekt seines Fanseins wiederfindet. Und: Fußballfans entstehen mit dem Mehr-Genießen, das aus ihrem Umgang mit dem Fußball resultiert. Wenn ich sage ‚Umgang mit dem Fußball‘, meine ich nicht, dass der Fußballfan mit ihm umgehen könnte/ etwas machen könnte. Es ist der Fußball/ die Fußballbegeisterung, die mit dem Fußballfan umgeht/ die den Fußballfan macht.

  55. 55.

    Diese Formulierung prägte Michael Prosser, vgl. ders. 2002: Fußballverzückung, 269. Die affektive Wucht der Stadionatmosphäre wird in jüngerer Zeit vielfach in der Popmusik aufgegriffen; so bei Panda Bear im Stück Benfica (Tomboy, 2011), bei den Chromatics in The Page (Kill for Love, 2012), bei Frank Ocean in Pink Matter (Channel Orange, 2012).

  56. 56.

    Vgl. Jirat, Jan 2007: Der zwölfte Mann, 114-119.

  57. 57.

    Diese Argumentation formuliert Hermann Bausinger, vgl. ders. 2000: Kleine Feste.

  58. 58.

    Den subjekttheoretischen Hintergrund des Subjekts des Sich-im-Existieren-Spürens bildet die Dimension des Realen in der Lacan’schen Psychoanalyse und die Anwendung dieser Kategorie zur Erläuterung der Gegenwartskultur, insbesondere bei Slavoy Žižek und bei Matthias Waltz. Vgl. Waltz, Matthias 2007: Das Reale; Žižek, Slavoy 2001: Tücke des Subjekts. Vgl. meine Erläuterung in Kapitel 3.2.

  59. 59.

    Vgl. hierzu die entsprechenden Kapitel der vorliegenden Studie.

  60. 60.

    Vgl. Geertz, Clifford 1991: Dichte Beschreibung.

  61. 61.

    Das Latente kann das Beziehungsgeschehen zwischen Feldforscher_in und Akteuren des Feldes zum Gegenstand haben, Stimmungen, überhaupt Unausgesprochenes und Unbewusstes. Als Niederschlag des Untersuchungsfeldes in der Subjektivität der Forscherin lässt es sich im Sinne einer Gegenübertragung begreifen: Das Latente ist latent und ist, wie und was es ist, weil das Untersuchungsfeld in der Forscherin diese Reaktionen hervorruft. Entsprechend lässt sich das Latente in der Interpretationsgruppe deuten, weshalb eine Selbstbezeichnung dieser Form von Interpretationsgruppenarbeit auch ‚Deutungswerkstatt‘ ist.

  62. 62.

    Es handelt sich um eine Supervisionsgruppe für Feldforscher_innen, die auf Anregung von Utz Jeggle Ende der 90er Jahre von Studierenden am Tübinger Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft gegründet wurde. Die Gruppe hat ihre Arbeitsweise unlängst in einem Beitrag für die Zeitschrift für Volkskunde dargestellt, vgl. Becker, Brigitte et al. 2013: Die reflexive Couch. Zur Ethnopsychoanalyse vgl. Erdheim, Mario und Nadig, Maya 1991: Ethnopsychoanalyse.

  63. 63.

    Die an dieser Stelle unthematisiert bleibende Heimlichkeit der Audioaufnahme wird unter 6.2.2. ausführlich angesprochen.

  64. 64.

    Die Zahlen geben den Zeitpunkt der Aufnahme an, an dem der jeweilige Absatz beginnt. Die zur Unterstützung der Transkription eingesetzte Software macht detailliertere Angaben. Diese habe ich hier in vereinfachter Form beibehalten, um Eindrücke vom Zeitverlauf zu ermöglichen.

  65. 65.

    Dass es sich hier um ein Chapati genanntes Fladenbrot handelt, musste ich nachträglich auf der Speisekarte recherchieren. Notiert hatte ich zunächst ‚Ciabatti‘ und ‚Tschabati‘.

  66. 66.

    Emerson, Robert M. et al. 1995: Writing Ethnographic Fieldnotes, 167.

  67. 67.

    Ebd., 159.

  68. 68.

    Die Unterbrechung der Aufnahme während der Halbzeitpause war von mir nicht geplant, ihr lag keine bewusst getroffene Entscheidung zugrunde.

  69. 69.

    Die Häufung der Altersangabe Mitte (fünfzig, vierzig, dreißig) kann, deutend gelesen, als weiterer Hinweis auf die Immersion aufgefasst werden: Alles ist mittendrin.

  70. 70.

    Jeggle, Utz 2008: Essgewohnheiten, 187. Mit Bezug auf Bourdieus Analyse des klassenspezifischen Essensgeschmacks schreibt Jeggle: „Fragen des Geschmacks, und wenn es nur das Nachsalzen ist, bestimmte Lieblingsessen, Abneigungen, die sich bis zu Ekel steigern können, sind dem Individuum als Eigenes vertraut. Der Begriff der ‚Leibspeise‘ unterstellt, dass die Zuneigung zwischen eigenem Leib und fremder Speise intim und direkt funktioniert. Freilich gehört es zu diesem Grenzgebiet zwischen sozialer Festlegung und individueller Freiheit dazu, dass es dem einzelnen Geschmack nicht immer klar ist, dass auch er in habituelle Konzepte eingebettet ist. Der Habitus verknüpft Eigentümliches mit sozialer Erfahrung und lässt auch da an Eigenart glauben, wo bestimmte soziale Muster den individuellen Stoff längst durchwirkt haben.“ Ebd., 188.

  71. 71.

    Ebd.

  72. 72.

    Ebd., 190.

  73. 73.

    Hier und im Folgenden ebd., 189.

  74. 74.

    Zum Genießen im Lacan’schen Verständnis vgl. Kap. 3.2. und Evans, Dylan 2001: Intoductory Dictionary, 91-92.

  75. 75.

    Bausinger, Hermann 2000: Kleine Feste im Alltag, 56.

  76. 76.

    Als klassische Beschreibungen des Otherings gelten Edward Saids Studie über den Orientalismus und Johannes Fabians Arbeit über Veranderung mittels zeiträumlicher Distanzierung; vgl. Said, Edward 2003: Orientalism; Fabian, Johannes 1983: Time and the Other.

  77. 77.

    In den Kategorien Lacans formuliert, besteht die identifikatorische Kraft des Antagonismus (wie auch die durchschlagende Wirkkraft des Affekts) in der Dimension des Imaginären; vgl. Kap. 2.2.

  78. 78.

    Bausinger, Hermann 2000: Kleine Feste im Alltag, 54. Auch Johann Huizinga hebt in seiner berühmten kulturanthropologischen/kulturhistorischen Studie über die Begründung der Kultur im Spiel den ‚antithetischen Charakter agonaler Spiele‘ und die diesen innewohnenden Qualitäten hervor: Sie erzeugen Spannung, Leidenschaft, „Intensität des Lebens“; Huizinga, Johan 2011: Homo Ludens, 58 u. 59.

  79. 79.

    Dieser Antagonismus lässt die in Stuttgart stattfindende Interpretationsgruppensitzung sicher nicht unberührt.

  80. 80.

    Emerson, Robert et al. (1995): Writing Ethnographic Fieldnotes, 12.

  81. 81.

    Ebd., 12f.

  82. 82.

    Vgl. auch Holland, Janet 2007: Emotions and Research.

  83. 83.

    „Master signifiers are […] the factors that give the articulated system of signifiers […] – that is, knowledge, belief, language – purchase on a subject: they are what make a message meaningful, what make it have an impact rather than being like a foreign language that one can't understand.“ Bracher, Mark 1994: Lacan’s Four Discourses, 111.

  84. 84.

    Zweite Halbzeit, sechzehnte Minute.

  85. 85.

    Rappe, Michael 2010: Kontextbezogene Analyse afroamerikanischer Popmusik.

  86. 86.

    Ebd., 136.

  87. 87.

    Zum lift-up-over sounding vgl. Kap. 5.

  88. 88.

    Zur Bezeichnung ‚Gesprächssummen‘ vgl. Bonz, Jochen 2013: Das Gesprächssummen, und Kap. 6.1.

  89. 89.

    Dass sich diese Manifestierung auch in der Form ambivalenter oder sogar unter verkehrten Vorzeichen stehenden Artikulationen vollzieht, entspricht der Logik des Unbewußten, die Lacan in folgender Weise als Wahrheit des Mythos formuliert „[D]as Halb-Sagen ist das innere Gesetz jeder Art von Aussagen der Wahrheit, und das, was es am besten verkörpert, ist der Mythos. [...][A]lles, was sich vom Mythos sagen lässt [, ist folgendes]: dass die Wahrheit sich in einer Alternanz von einander streng entgegengesetzten Dingen zeigt, die man sich umeinander drehen lassen muß.“ Lacan, Jacques 2010: Die Kehrseite der Psychoanalyse, 127.

  90. 90.

    Weed, Mike 2007: The Pub as a Virtual Football Fandom Venue, 409f.

  91. 91.

    Zu den Charakteristika des Lacan’schen Begriff vom Realen vgl. auch Kap. 3.2.

  92. 92.

    Vgl. Evans, Dylan 2002: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, 114.

  93. 93.

    Althussers Begriff der ideologischen Anrufung steht im Hintergrund dieser Überlegung. Allerdings besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass bei Althusser die Anrufung des Subjekts von der symbolischen Ordnung der herrschenden Ideologie ausgeht. Demgegenüber ist die kulturelle Situation in der westlichen Spätmoderne meines Erachtens ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass es nicht nur keine symbolische Ordnung mit hegemonialem Status gibt, sondern darüber hinaus vor allem die Dimension des Symbolischen als Modus der Wirklichkeitswahrnehmung, des Erlebens der Wirklichkeit, nicht denselben Stellenwert hat wie bei Althusser. Sie ist heute im Kulturellen viel weniger zentral. Aber das müsste man – wie so Vieles, das hier anklingt – freilich ausführlich überlegen und diskutieren. Vgl. Althusser, Louis 1973: Ideologie.

  94. 94.

    Thibaud, Jean-Paul 2003: Sinnliche Umwelt, 294. Im Folgenden ebd., 295.

  95. 95.

    Ebd., 282.

  96. 96.

    Böhme, Gernot 2001: Aisthetik, 46.

  97. 97.

    Hier und im Folgenden ebd., 47.

  98. 98.

    Vgl. Bonz, Jochen 2011: Das Kulturelle.

  99. 99.

    Hier und im Folgenden Diederichsen, Diedrich 1999: Der lange Weg , 60.

  100. 100.

    Zum Moment der Subjektivität und interpretativen Auslegung der Klänge in der Transkription vgl. die hierzu gemachten Anmerkungen in Kapitel 6.2.

  101. 101.

    Die Transkriptionssoftware macht detaillierte Zeitangaben, die im Folgenden in vereinfachter Form zum Zweck einer ungefähren zeitlichen Orientierung übernommen sind.

  102. 102.

    Die Interpretationsgruppe fand unter Anleitung von Maya Nadig als eine ethnopsychoanalytische Deutungswerkstatt zum damaligen Zeitpunkt regelmäßig am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft der Universität Bremen statt. An der betreffenden Sitzung nahmen acht Personen teil, die sich ungefähr eineinhalb Stunden mit dem Feldforschungsmaterial auseinandersetzten.

  103. 103.

    Vgl. Emerson, Robert M. et al. 1995: Ethnographic Fieldnotes.

  104. 104.

    Vgl. Kleinman, Sherryl; Copp, Martha A. 1993: Emotions and Fieldwork, 58f.

  105. 105.

    Besonders deutlich wird der Unterschied zwischen den beiden Situationen auch anhand von Alkemeyers Interpretation des Fußball-Erlebens im Stadion, die stark auf die affektive Kraft der Situation abhebt; vgl. Alkemeyer, Thomas 2008: Fußball als Figurationsgeschehen.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Jochen Bonz .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2015 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Bonz, J. (2015). Über Fußballbegeisterung. Beispiele für sonisch-ethnografische Kulturforschung. In: Alltagsklänge – Einsätze einer Kulturanthropologie des Hörens. Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00889-5_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00889-5_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-00888-8

  • Online ISBN: 978-3-658-00889-5

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics