Zusammenfassung
In den letzten zwei Jahrzehnten gab es die verschiedensten gesellschaftlichen Zeitdiagnosen, die alle einen tiefgreifenden sozialen Wandel attestieren. Seit der allgemeinen Diagnose einer „neuen Unübersichtlichkeit“ des Sozialphilosophen Jürgen Habermas (1985), wurden verschiedene Versuche unternommen, die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Begriff zu bringen, angefangen mit der Postmoderne bzw. dem Postfordismus, über die Risiko- und Erlebnis- bis zur Netzwerkgesellschaft. Auch wenn jeder dieser Definitionsversuche einen Aspekt der aktuellen Entwicklungsdynamik erfasst hat, zur Bezeichnung einer neuen Gesellschaft insgesamt hat sich keine der Beschreibungen durchgesetzt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Der folgende Abschnitt basiert auf der Studie von Schwedes et al. (2011a).
- 2.
Hier muss erwähnt werden, dass die Zahlen der Bundesregierung unausgesprochen zu über 50 % auch Hybridfahrzeuge beinhalten. Bei der Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft hingegen sind ausschließlich rein batteriebetriebene Elektrofahrzeuge berücksichtigt. Dennoch handelt es sich um eine deutliche Korrektur.
- 3.
Der Technikhistoriker Gijs Mom geht soweit, das Scheitern in den 1990er Jahren verschwörungstheoretisch zu begründen (vgl. Mom 2011). Die Vertreter einer Verschwörung verweisen immer wieder auf den Film „Who Killed the Electric Car?“ (vgl. http://www.youtube.com/watch?v=PLf1Is3GA-M, Zugriff, 30.09.2012). Allerdings zeigt der Film keine Verschwörung, sondern identifiziert eine Reihe von Akteursgruppen, die sich aus ihrer spezifischen Sicht mit guten Gründen gegen das Elektroauto ausgesprochen haben. Dazu zählt auch der Großteil der US-amerikanischen Bevölkerung, die sich nicht bereit, oder in der Lage sah, in Anbetracht der bestehenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, auf die Rennreiselimousine zu verzichten. Es bedurfte also keiner Verschwörung, um das Elektroauto zu verhindern, vielmehr reichten die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen einzelne Akteursgruppen, wie die Öl- und Automobilindustrie, mit ihren jeweiligen Partikularinteressen, vom Benzinauto profitieren. Tatsächlich ist das Elektroauto in den 1990er Jahren sowohl in den USA wie auch in Deutschland an fehlender politischer Transparenz gescheitert, wodurch ein aufgeklärter öffentlicher Diskurs verhindert wurde, der eine sachliche Abwägung der Vor- und Nachteile des Elektroautos im Rahmen einer nachhaltigen Verkehrsentwicklungsstrategie ermöglicht hätte, anstatt von mächtigen Partikularinteressen dominiert zu werden.
- 4.
Das ist ein Beispiel dafür, dass Politik einen Unterschied macht. Entgegen der populären Behauptung einer Nivellierung parteipolitischer Unterschiede, zeigt sich anhand der Energiepolitik, dass die Rot-Grüne-Koalition Ende der 1990er Jahre eine Wende eingeleitet hat, zu der die Schwarz-Gelbe-Koalition weder willens noch in der Lage war. Der anfängliche Versuch der Schwarz-Gelben-Regierungskoalition, den Atomausstieg auf Kosten des Ausbaus erneuerbarer Energien wieder rückgängig zu machen, hat das noch einmal deutlich vor Augen geführt.
- 5.
Unter der Schwarz-Gelben-Bundesregierung ist die Energiewende jedoch wieder zunehmend umkämpft (vgl. Kemfert 2013)
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schwedes, O. (2013). „Objekt der Begierde“. In: Keichel, M., Schwedes, O. (eds) Das Elektroauto. ATZ/MTZ-Fachbuch. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00796-6_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00796-6_3
Publisher Name: Springer Vieweg, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-00795-9
Online ISBN: 978-3-658-00796-6
eBook Packages: Computer Science and Engineering (German Language)