Zusammenfassung
In ihrem Beitrag „Coaching, Supervision und Prozessbegleitung von Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen“ diskutiert Angela Siebold die Wichtigkeit von externer Begleitung in unterschiedlichen Kontexten der Sozialen Arbeit im Feld der Prostitution. Zum einen muss die Rolle der BeraterIn stets reflektiert werden, zum anderen befinden sich Beratungsstellen in komplexen und oft ungesicherten finanziellen Bereichen, sodass eine externe Prozessbegleitung eine hohe Bedeutung innehat. Vorab unternimmt Siebold eine Begriffsklärung und unterscheidet zwischen Coaching, Supervision und Prozessbegleitung und zeigt zentrale Themen der Supervision wie z. B. Abgrenzung und professionelle Distanz auf. Ebenso wichtig in diesem Diskurs erscheint das Coaching für Leitungen von Beratungsstellen. Während es im Coaching um die Führungsrolle, inhaltliche Ziele und Aufgaben geht, werden bei Prozessbegleitungen von Beratungsstellen unterschiedliche Prozesse innerhalb der Kontexte von Gesellschaft, Institution und Beratungssystem thematisiert.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsNotes
- 1.
In dem Artikel „Psychische Belastung durch illegitime Aufgaben“ beschreiben Semmer et al. (2013), wie illegitime Aufgaben, die die Mitarbeiterin als unnötig oder unzumutbar empfindet, sich Stress erhöhend auswirken, weil sie das Selbstwertgefühl bedrohen.
- 2.
Ein Beispiel dieser komplexen Zusammenhänge beschreibt Multhaupt-Meckel (1997).
- 3.
Zur genauen Anzahl der Prostituierten in Deutschland gibt es keine zuverlässigen statistischen Daten. Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind mehr als 50 % der Prostituierten ausländischer Herkunft (BMFSFJ 2014).
- 4.
Das „Schwedische Modell“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Übersetzung nach bestimmten, in Schweden entwickelten Kriterien: wortwörtlich 1:1, Neutralität und Übernahme einer entsprechenden professionellen, distanzierten Haltung der Übersetzung, d. h. Freundinnen, Verwandte oder Kolleginnen können nicht die Rolle der Übersetzerin übernehmen, weil die Gefahr der Rollenkonfusion und der Färbung der Sprachmittlung gegeben ist.
- 5.
Mit dem Projekt ANAKO – Analyse der Kompetenzprofile von Prostituierten als Voraussetzung für die sozio-professionelle Integration in den ersten Arbeitsmarkt – konnten Beate Leopold, Maja Czajka und Angela Siebold nachweisen, dass die Tätigkeit in der Prostitution wesentliche Merkmale einer Profession aufweist, welche eine gute Grundlage für mögliche Karrieren außerhalb der Prostitution bilden und dass bei den Sexarbeiterinnen eine sehr hohe Motivation zur beruflichen Qualifizierung vorliegt. Methodisch konnte nachgewiesen werden, dass eine Haltung, welche die Frauen nicht als „Objekte von Sozialarbeit, sondern als bewusst handelnde Subjekte betrachtet“ (ANAKO Abschlussbericht S. 4.) eine grundlegende Voraussetzung für diese Motivation bildet.
Literatur
Aquinet business consulting GmbH. (Hrsg.). (2012). Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft. Eine empirische Untersuchung. Hamburg.
Bamberger, G. (2010). Lösungsorientierte Beratung (4. Aufl.). Weinheim: Beltz.
Brückner, M., & Oppenheimer, C. (2009). Gewalt in der Prostitution – Untersuchung zu Sicherheit, Gesundheit und sozialen Hilfen. In B. Kavemann & H. Rabe (Hrsg.), Das Prostitutionsgesetz. Aktuelle Forschungsergebnisse, Umsetzung und Weiterentwicklung (S. 153–166). Opladen: Barbara Budrich.
Buer, F. (2012). Die Supervision und ihre Nachbarformate. Was soll, was kann und was sollte das Besondere an der Supervision sein? In H. Pühl (Hrsg.), Handbuch der Supervision 3 (2. Aufl.). Berlin: Leutner.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). (2014). Prostitution. http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=97962.html. Zugegriffen 7. Feb. 2015.
Deutsche Gesellschaft für Supervision e. V. (2011). Das Ende eines unerklärlichen Unterschieds. http://www.dgsv.de/2011/10/supervision-und-coachingganz-auf-einer-linie/. Zugegriffen 18. Juni 2013.
De Shazer, S. (1996). Worte waren ursprünglich Zauber: lösungsorientierte Kurztherapie in Theorie und Praxis. Dortmund: Modernes Lernen.
Dhawan, S., Entrena, E., Eriksson-Söder, U., & Landahl, M. J. (1995). Der Dolmetscher als Brücke zwischen Kulturen und Sprachen. In K. Peltzer, et al. (Hrsg.), Gewalt und Trauma – Psychopathologie und Behandlung im Kontext von Flüchtlingen und Opfern organisierter Gewalt (S. 178–192). Frankfurt a. M.: IKO.
Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche von Westfalen. (2007). profrida – zeig deine Stärken – Auswertung des Modellprojekts. Kurzfassung. Münster.
Ethno-Medizinisches Zentrum e. V. (o. J.). MiMi – Mit Migranten Für Migranten. http://www.ethno-medizinisches-zentrum.de/index.php?option=com_content&view=article&id=28. Zugegriffen 13. Jan. 2015.
Foerster von, H. (2003). Ethik und Kybernetik zweiter Ordnung. In P. Watzlawick & G. Nardone (Hrsg.), Kurzzeittherapie und Wirklichkeit. Eine Einführung (2. Aufl.; S. 71–90). München: Piper.
Grunwald, K., & Thiersch, H. (Hrsg.). (2008). Praxis Lebensweltorientierter Sozialer Arbeit. Handlungszugänge und Methoden in unterschiedlichen Arbeitsfeldern (2. Aufl.). Weinheim: Juventa.
Herriger, N. (2010). Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung (4. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
Hniopek, A. (2012). Obdachlose Prostituierte – Klientel der Wohnungslosenhilfe? Überlappung, Überlagerung oder integraler Bestandteil? Standpunkt: Sozial, 3, Hamburger Forum für Soziale Arbeit und Gesundheit, S. 90–93.
Howe, C. (2013). Nachbarschaften und Straßenprostitution. Vortrag auf der Fachtagung 2012 des Bundesverbands der Fachberatungsstellen in der Sexarbeit (Bufas e. V.). http://madonna-ev.de/DOKUMENTE/Anhang%2015_Christiane%20 Howe_Berlin.pdf. Zugegriffen 14. Juli 2014.
Howe, C. (2012). Struktureller Wandel in der Prostitution. Zwischen Hurenbewegung und sozialer Arbeit. Standpunkt: Sozial, 3, Hamburger Forum für Soziale Arbeit und Gesundheit, S. 35–47.
Kavemann, B. (2009). Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes auf Ausstiegshilfen aus der Prostitution, In B. Kavemannn & H. Rabe (Hrsg.), Das Prostitutionsgesetz. AktuelleForschungsergebnisse, Umsetzung und Weiterentwicklung (S. 167–202). Opladen: Budrich.
Klee, S. (2008). Modellprojekt: „Fortbildung für Sexarbeiterinnen in Clubs und Bordellen“.http://www.highlights-berlin.de/DAH-Konzept.pdf. Zugegriffen 14. Juli 2014.
Leopold, B., Czajka, M., & Siebold, A. (2001). Analysen der Kompetenzprofile von Prostituierten als Voraussetzung für die sozio-professionelle Integration in den ersten Arbeitsmarkt (Anako). Wissenschaftlicher Abschlussbericht, Madonna Beratung und Hilfe für Prostituierte (Hrsg.). Bochum.
Merchel, J. (2010). Qualitätsmanagement in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Weinheim: Juventa.
Multhaupt-Meckel, A. (1997). Supervision in einem Prostituiertenprojekt. Keine lustvolle Erfahrung. Forum Supervision, (5), 100–112.
Schiersmann, C. (2009). Selbstorganisation und Problemlösen als Eckpunkte einer allgemeinen Beratungstherapie. In H. Pühl (Hrsg.), Handbuch Supervision und Organisationsentwicklung (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schmidbauer, W. (2009). Umsonst ist nicht vergebens – Konflikte an der Grenze von Ehrenamt und Profession. In H. Pühl (Hrsg.), Handbuch Supervision und Organisationsentwicklung (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schrader, K. (2012). Politische Handlungsoptionen mit dem Ziel des Empowerments Drogengebrauchender Sexarbeiterinnen. Standpunkt: Sozial 3, Hamburger Forum für Soziale Arbeit und Gesundheit, S. 76–86.
Schreyögg, A. (2003). Die Differenzen zwischen Supervision und Coaching. Organisationsberatung, Supervision, Coaching, 3, 217–226.
Schreyögg, A. (2010). Supervision. Ein integratives Modell (5. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Semmer, N. K., Jacobshagen, N., Meier, L., Elfering, A., Kälin, W., & Tschan, F. (2013). Physische Beanspruchung durch illegitime Aufgaben, In Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Medizin – G. Junghans, & M. Morschhäuser (Hrsg.), Immer schneller, immer weiter: Physische Belastung bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit (S. 97–112). Heidelberg: Springer.
Storch, M., & Krause, F. (2011). Selbstmanagement – ressourcenorientiert. Grundlagen und Trainingsmaterial für die Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell (4. Aufl.). Bern: Huber.
Thiersch, H. (1992). Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im sozialen Wandel. Weinheim: Juventa.
Vorheyer, C., & Nagel, U. (2011). Der habituelle Umgang mit den Paradoxien des professionellen Handelns: Soziale Arbeit in der Prostitutionsszene. In R. Becker-Lenz, S. Busse, G. Ehlert, & S. Müller (Hrsg.), Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit (S. 13–30). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Voß, G., Handrich, C., Koch-Falkenberg, C., & Weiß, C. (2013). Zeit- und Leistungsdruck in der Wahrnehmung supervisorischer Experten. In Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Medizin – G. Junghans, & M. Morschhäuser (Hrsg.), Immer schneller, immer weiter: Physische Belastung bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit (S. 63–96). Heidelberg: Springer.
Winter, D. (2009). Arbeitsbedingungen in der Prostitution im Wandel von Zeit und Gesetz. In B. Kavemann & H. Rabe (Hrsg.), Das Prostitutionsgesetz. Aktuelle Forschungsergebnisse, Umsetzung und Weiterentwicklung (S. 221–230). Opladen: Budrich.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2015 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Siebold, A. (2015). Coaching, Supervision und Prozessbegleitung von Beratungsstellen für Sexarbeiterinnen. In: Albert, M., Wege, J. (eds) Soziale Arbeit und Prostitution. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00545-0_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00545-0_12
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-00544-3
Online ISBN: 978-3-658-00545-0
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)