Zusammenfassung
„Die Jugend“ gilt heute als unengagiert, konsum- und markenverliebt; sie raucht und trinkt zu viel und engagiert sich zu wenig; statt gute Bücher zu lesen, verstümmelt sie die deutsche Sprache in Chatrooms und SMS-Botschaften; statt reale Beziehungen zu knüpfen, sitzt sie autistisch vor dem PC und sammelt virtuelle „Freunde“ in den sogenannten sozialen Netzwerken.
In diesem Beitrag nimmt der Autor kritisch Stellung zu dieser stereotypen und doch weit verbreiteten Sichtweise. Er geht darauf ein, wie ein sich wandelndes Menschenbild die Wahrnehmung der Gesellschaft von den Jugendlichen beeinflusst, die sich sehr wohl als politisch interessiert, engagierter und deutlich braver als vorangegangene Generationen zeigen. Der Autor vermittelt einen Einblick in verschiedene Jugendkulturen und geht auf die Rolle von Geschlecht und Körperlichkeit ein, auf die Lust am Nervenkitzel, die Vielfalt der Stile und Zeichen Jugendlicher und deren Konsumorientierung. Darüber hinaus werden die Bedeutung von Jugendkulturen und deren Rolle in Schule und Ausbildung beleuchtet.
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- 1.
Zur Definition, historischen Genese und heutigen Ausprägung der ca. 30 relevantesten Jugendkulturen findet jeder, dem Wikipedia nicht reicht, knappe, fundierte Informationen auf der von jungen WissenschaftlerInnen und Szene-Angehörigen am Lehrstuhl für Soziologie der TU Dortmund (Ronald Hitzler) konzipierten Homepage www.jugendszenen.com.
- 2.
Das Archiv der Jugendkulturen hat einmal den Versuch gemacht, in einer vierteiligen Plakatedition die Stammbäume der Jugendkulturen zu rekonstruieren; siehe http://shop.jugendkulturen.de/sonderangebote/210-paket-stammbaum-der-jugendkulturen.html).
- 3.
Seit 2009 schrumpft der Markt für HipHop-Produkte (Musik, Mode) bereits deutlich. Die Überkommerzialisierung durch sexistischen und wenig authentischen Möchtegern-Gangsta- und Porno-Rap vor allem aus Berlin und die damit einhergehende „Verprollung“ hat zu einer zunehmenden Distanzierung von Jugendlichen beiderlei Geschlechts ab 14 Jahren geführt. Konsequenterweise schreibt der Rapper Frauenarzt jetzt als „Atze“ Mallorca-Hits und Bushido und Sido vertonen heute Ethikunterricht-kompatible Lyrics.
Literatur
Archiv der Jugendkulturen e. V. (Hrsg) (2012) Jugendkulturelle Projekte in Jugendarbeit und Schule. Archiv der Jugendkulturen, Berlin
Baier D, Pfeiffer C, Simonson J, Rabold S (2009) Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt: Erster Forschungsbericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums des Innern und des KFN (KFN-Forschungsbericht; Nr.: 107). KFN, Hannover. http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb107.pdf
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland. www.bzga.de/studien. [Alle zwei Jahre aktualisiert]
Farin K (2001) „Die mit den roten Schnürsenkeln …“ Skinheads in der Presseberichterstattung. In: Farin K. (Hrsg) Die Skins. Mythos und Realität. Thomas Tilsner, Bad Tölz
Tuckermann A, Becker N (1999) Horror oder Heimat? Jugendliche in Berlin-Hellersdorf. Thomas Tilsner/Archiv der Jugendkulturen, Bad Tölz
www.culture-on-the-road.deabgerufen am 09.11.2013
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Farin, K. (2013). Über die Jugend und andere Krankheiten – Jugendkulturen heute. In: Appel, W., Michel-Dittgen, B. (eds) Digital Natives. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00543-6_2
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