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Kommunikation: symbolisch vermittelt

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Book cover Kommunikation und Gesellschaft - systemtheoretisch beobachtet
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Zusammenfassung

Weder die mündliche Sprache noch die Schrift noch die Massenmedien legen fest, ob auf eine Kommunikation mit Annahme oder Ablehnung reagiert wird. In der mündlichen Kommunikation unter Anwesenheitsbedingungen gibt es zwar ausreichend „soziale Pressionen, eher Angenehmes als Unangenehmes zu sagen und die Kommunikation von Ablehnungen zu unterdrücken“ (GdG I: 204), aber mit der Schrift, die den sozialen Kontakt raumzeitlich unterbricht und zu einem zeitversetzten, personal nicht beobachtbaren bzw. kontrollierbaren Verstehen führt, und dann verstärkt mit der massenhaften Verbreitung von Informationen durch die Massenmedien verliert die Kommunikation sowohl ihre mitlaufende Verstehenskontrolle als auch ihre interaktionellen Sanktionsmöglichkeiten bei Nichtakzeptanz.

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Notes

  1. 1.

    Die Ja/Nein-Codierung der Sprache strukturiert nur das allgemeine Problem der Unwahrscheinlichkeit, dass eine Kommunikation Erfolg hat, sie löst es aber nicht, denn die Sprache präfiguriert nicht, ob zugestimmt oder abgelehnt werden soll. Durch die klare Entgegensetzung von Annahme oder Ablehnung wird die Bifurkation sogar eher verschärft (vgl. GdG I: 318f.).

  2. 2.

    Luhmann greift dabei auf den von Talcott Parsons (1980) entwickelten Begriff der „»symbolically generalized media of interchange«“ (ETdG: 146) zurück. Doch während Parsons über die symbolisch generalisierten Medien die unterschiedenen Komponenten eines differenzierten Handlungssystems wieder miteinander verbindet, hebt Luhmann auf die Folgewirkungen ab: „dass sich Medien dazu eignen, Systeme zu generieren“ (ETdG: 146). Parsons hat Interaktionsmedien im Blick, während es Luhmann um Kommunikationsmedien geht mit ihren entsprechenden Wirkungen auf Gesellschaft.

  3. 3.

    Der Begriff der Motivation wird bei Luhmann mithin niedrigschwellig angesetzt, indem bereits die Akzeptanz einer Kommunikationsofferte unter Motivation firmiert. Auch der Begriff der Konditionierung bedeutet lediglich, dass die Kommunikation unter bestimmten Bedingungen steht, lerntheoretische Implikationen sind nicht gemeint.

  4. 4.

    Der Zurechnungsprozess selbst ist dabei immer sozial konditioniert, es geht nicht um das innere Geschehen der beteiligten Systeme, sondern immer nur um „ihr Verhalten, wie es durch einen Beobachter gesehen und auf die Umwelt bezogen wird.“ (GdGI: 333)

  5. 5.

    Dabei bleibt die Information natürlich jeweils eine systemrelative Konstruktion Alters bzw. Egos. Doch mit Hilfe des Mediums einigt man sich explizit, stillschweigend oder unwissend darauf, die Information als extern, als von außen gegeben anzusehen, als Faktum, als Datum, als objektiv der äußeren Realität angehörend. Diese Konstruktion ist notwendig, um zustimmen oder ablehnen zu können.

  6. 6.

    Zur Unterscheidung bzw. Differenzierung der Semantik zwischen Wahrheit und Werten vgl. GdG I: 340ff.

  7. 7.

    Ein weiteres Medium, dem die Zurechnungskonstellation »Alter handelt und Ego erlebt« unterlegt ist, ist die Kunst, vgl. GdG I: 351ff. und ETdG: 160.

  8. 8.

    Luhmann definiert: „Binärer Code soll heißen: Etwas ist entweder wahr oder unwahr, etwas ist entweder in meinem Eigentum oder nicht in meinem Eigentum, er oder sie liebt mich oder liebt nicht.“ (ETdG: 164)

  9. 9.

    Luhmann: „Die Mediencodierung bringt das nun auf zwei abstrakte Werte: entweder/oder, entweder ja oder nein, entweder positiv oder nicht positiv. In dieser quasi kybernetischen Sprache kann man sagen, dass das ein Wechsel von einer analogen zu einer digitalen Form ist, von einer langsam und kontinuierlich zu- oder abnehmenden Veränderungsweise zu einem Entweder-oder unter Ausschluss dritter Möglichkeiten.“ (ETdG: 165)

  10. 10.

    Grund für die evolutionäre Entwicklung von Erfolgsmedien war ja, die Annahme zu motivieren und nicht die Ablehnung.

  11. 11.

    Dies gilt auch für das Fernsehen, dessen Hauptmedium: das bewegte Bild mit Sprache unterlegt ist und nur deshalb Eingang in die Kommunikation finden kann.

  12. 12.

    Zum Funktionssystem der Religion siehe RelG.

  13. 13.

    Die folglich noch nicht funktional differenziert sind.

  14. 14.

    Beim Wertmedium handelt es sich hingegen um ein nicht voll entwickeltes Medium. Es fehlen der Zentralcode sowie eine klare Trennung zwischen Code und Programmen, zudem wird die Annahmemotivation durch das Medium nicht erzeugt, sondern vorausgesetzt (vgl. GDG I: 408).

  15. 15.

    Zu den Funktionssystemen der Gesellschaft siehe Luhmanns Einzelwerke: EdG, KdG, PdG, RdM, RechtG, RelG, WirtG, WissG, dazu Runkel & Burkhart 2005.

  16. 16.

    Luhmann nennt als Beispiele solcher Vorentwicklungen die Geldwirtschaft in der Antike und das juristisch elaborierte Fallrecht vor allem römischer Provenienz: „Ohne solche Vorarbeiten wäre der Übergang von einer stratifizierten zu einer funktional differenzierten Gesellschaft kaum möglich gewesen, und wie immer bei solchen »preadaptive advances« ist ausschlaggebend, daß ein vorläufiger Kontext zur Verfügung steht, der die Errungenschaften stabilisiert, ohne daß die Systeme schon gebildet sind, die dann endgültig zu einer operativen Schließung und autopoietischen Autonomie der entsprechenden Funktionskreise führen werden.“ (GdG I: 392f.)

  17. 17.

    Dabei stützt sich das Erziehungssystem sicherlich auf das Medium Macht (elterlicher und politischer Provenienz), ohne dass es Gefahr läuft, mit dem politischen System verwechselt zu werden.

  18. 18.

    Dies zeigt sich auch darin, dass es sich beim politischen System und beim Rechtssystem um zwei verschiedene ausdifferenzierte Systeme mit je eigenem Code handelt, obwohl das moderne (also demokratische) Politiksystem neben seinem Zentralcode der Macht einer Zweitcodierung durch das Recht unterliegt, weiter auch darin, dass das moderne Wirtschaftssystem eine Zweitcodierung des Eigentums durch Geld voraussetzt.

  19. 19.

    Ein codiertes Medium muss ja nicht zwingend zur Systembildung führen, wie der Liebescode zeigt.

  20. 20.

    Während die Programme wechseln können, siehe auch  Kap. 8.1.5: Programme, S. 167.

  21. 21.

    Dabei müssen sich die Operationen für das Ingangbringen und Schließen eines autopoietischen Reproduktionszusammenhangs eignen. Medien müssen es mithin leisten, dass sich Kommunikationen verketten, sie müssen unabhängig werden von konkreten Kommunikationspartnern und deren Gedächtnissen, die das Medium anwenden. Nur dann ist das Medium hinreichend konfirmiert, also generalisiert, vgl. GdG I: 388f.

  22. 22.

    Luhmann: „Wenn Medien die Autopoiesis eines Systems organisieren, gibt es in diesen Systemen immer viel mehr Kommunikation als nur das autopoietische Minimum (so wie eine Zelle viel mehr chemische Moleküle enthält als nur die, welche die Autopoiesis im strengen Sinne durchführen).“ (GdG I: 406).

  23. 23.

    Luhmann: „Wenn aber Medien durch eine eigene Codierung ausdifferenziert sind, erzeugen sie die Sondersemantik in dem Prozeß, der sie benötigt.“ (GdG I: 373).

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© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Thye, I. (2013). Kommunikation: symbolisch vermittelt. In: Kommunikation und Gesellschaft - systemtheoretisch beobachtet. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_8

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-00438-5

  • Online ISBN: 978-3-658-00439-2

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