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Zusammenfassung

Evolutionär war die Kommunikation in ihrem Frühstadium an Personen und deren unmittelbare Wahrnehmung gebunden. Es bedurfte eines physischen Trägers, damit Kommunikation sich ereignen konnte.

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Notes

  1. 1.

    Die nonverbale Kommunikation ist der direkten bloßen Wahrnehmung sehr viel näher als die verbale Kommunikation. Denn die nonverbalen Verhaltensweisen werden meist als direkte, unmittelbare Information wahrgenommen, die das psychische System selbst gewinnt. Im Unterschied zur mitgeteilten Information gilt die sprachlose Information als unverfälscht, eben als eine der eigenen, unmittelbaren Wahrnehmung entspringende Information. Sie wird entsprechend als für wahr-genommen, siehe Abschn. 4.1: Information, S. 31ff.

  2. 2.

    Dieses re-entry macht es plausibel, von nonverbaler Kommunikation zu sprechen, obwohl es sich um eine contradictio in adjecto handelt angesichts dessen, dass es sich bei Sprache um das „grundlegende Kommunikationsmedium“ handelt (GdG I: 205).

  3. 3.

    An anderer Stelle heißt es: „Durch Sprache wird die Selbstreferenz von Sinn generalisiert, und dies mit Hilfe von Zeichen, die selbst diese Generalisierung sind, also nicht im Hinblick auf anderes bestehen“ (GdG I: 210).

  4. 4.

    Sich operativ schließen bedeutet: Kommunikation schließt sich an Kommunikation schließt sich an Kommunikation usw. – ein über eine basale Operation als Letzteinheit sich selbsttragendes System, das sich über diese Operation selbst produziert (= Autopoiesis).

  5. 5.

    Die Entwicklung von Sprache greift dabei auf die – zeitlich parallel verlaufende – Evolution der Form »Zeichen« zurück, also auf stereotypisierte und rekursive Zeichenverwendung.

  6. 6.

    Über Sprache differenzieren sich Individuen und Gesellschaft voneinander. Als Medium macht sie es möglich und theorielogisch plausibel, dass psychische Systeme außerhalb der Gesellschaft anzusiedeln sind, mithin zur Umwelt von Gesellschaften zählen – eine Theorieentscheidung, die Luhmann viel Kritik eingebracht hat, siehe u. a. Krawietz & Welker 1992.

  7. 7.

    Gesprochene Sprache schränkt durch ihre Laute und Lautbildung den Selektionspool der Wortbildung ein, durch ihre grammatikalischen Regeln limitiert sie, wie die Worte angeordnet werden können (Syntax), durch ihre Zuordnung von Lauten/Worten und Bezeichnetem begrenzt sie, was wie bezeichnet werden kann (Semantik).

  8. 8.

    Grundsätzlich zum Prozess des Wahrnehmens siehe Myers 2005.

  9. 9.

    Ohne freilich mit ihr zu verschmelzen: Die psychischen Prozesse der Wahrnehmung und die soziale Operation der Kommunikation bleiben operativ strikt getrennt und füreinander unzugänglich.

  10. 10.

    Auch die Wahrnehmung ist ein Medium, in das kulturell-gesellschaftlich bestimmte Formen einprägbar sind. So ist in unseren Kulturkreisen das Schmecken und Riechen des anderen keine geläufige Form der Wahrnehmung – mit Ausnahme von Intimbeziehungen –, während es z. B. in arabischen Ländern üblich ist, auch in Menschenmassen nahe beieinander zu stehen, um den anderen besser riechen zu können.

  11. 11.

    Im Unterschied zur technisch vermittelten Interaktion des Telefonierens: Die Kommunikationsteilnehmer sind räumlich, ggf. auch zeitlich getrennt (verschiedene Zeitzonen).

  12. 12.

    Höflich (1997) spricht von technisch vermittelter interpersonaler Kommunikation. Den Ausdruck „technisch vermittelte Interaktion“ prägte die Studentin Anna Maria Heisen in einem Seminar über Kommunikation an der Hochschule Osnabrück (2012).

  13. 13.

    Auch die Echtzeit der realen Welt wird erst durch Kommunikation geschaffen, da die reale Welt nur durch Kommunikation zugänglich, also erst durch Sprache konstruiert wird. Um die Unterscheidung deutlich zu machen, ist es sinnvoll, von Echt- und Eigenzeit zu sprechen.

  14. 14.

    Luhmann bezieht sich hier zwar primär auf die direkte Face-to-Face-Kommunikation, doch mit dem durch Kommunikation identifizierten Raum meint er mündliche Kommunikation, die unter raumzeitlicher Abwesenheit erfolgt (also per Telefon).

  15. 15.

    Interaktionen sind damit ebenso rastlos wie das Universalmedium Sinn, über das sie prozessieren: Wie die Elemente eines sozialen Systems im Moment ihres Entstehens schon wieder vergehen, wie sich Kommunikation an Kommunikation anschließt, so prozessiert Sinn als deren Universalmedium aufgrund seiner Instabilität: Der im Moment aktualisierte Sinnkern wird uninteressant und farblos, er zerfällt und erzwingt, aus dem Verweisungshorizont des Möglichen weiteren Sinn zu selektieren usw. Luhmanns Sinnbegriff ist damit ebenso konsequent temporalisiert wie sein Systembegriff: Aus der operativen Einheit der Differenz von Aktualität und Möglichkeit, von Selektion und Komplexität gewinnt der Sinnbegriff seine Dynamik, die mit der radikalen Verzeitlichung des Systembegriffs korrespondiert.

  16. 16.

    Zur Genese, d. h., wie Luhmann Kommunikation, und dabei insbesondere Sprache, als Lösung des grundsätzlichen Problems der doppelten Kontingenz begreift, vgl. SoSy: 148ff.

  17. 17.

    Luhmann betont immer wieder, „daß wir Kommunikation nicht vom Mitteilungshandeln sondern vom Verstehen her begreifen.“ (GdG I: 291)

  18. 18.

    Während der Übertragungstheorie zufolge bereits mit dem „Transport“, d. h. mit dem Senden einer Information von S nach E eine Kommunikation gegeben ist, unabhängig davon, ob E überhaupt versteht, ist es in der Systemtheorie unabdingbare Voraussetzung, dass ein Verstehen erfolgt, mithin eine Mitteilungshandlung von ihrer Information unterschieden wird, denn erst dann emergiert Kommunikation als soziales Ereignis: „Begreift man Kommunikation als Synthese dreier Selektionen, als Einheit aus Information, Mitteilung und Verstehen, so ist die Kommunikation realisiert, wenn und soweit das Verstehen zustandekommt.“ (SoSy: 203), siehe auch Abschn. 4.1.3: Keine Informationsübertragung, S. 38.

  19. 19.

    Gensicke übersieht allerdings, dass dies ausschließlich für mündliche Kommunikation, also Interaktionen gilt.

  20. 20.

    Die soziale Manifestation des Verstandenen und die kausale Zurechnungsmöglichkeit auf Personen unterscheiden Interaktionen derart gravierend von anderen Formen der Kommunikation, dass sie ein weiteres gutes Argument dafür sind, Interaktionen als einen eigenen sozialen Systemtypus zu begreifen.

  21. 21.

    Diese Zeitgleichheit hatte Luhmann ja auch als ein Argument gegen das Übertragungsmodell der Kommunikation ins Feld geführt, siehe auch Abschn. 4.1.3: Keine Übertragungstheorie, S. 38.

  22. 22.

    Luhmann hat hier mündliche Kommunikation im Blick, ohne dies – wie so oft - hinreichend deutlich zu machen bzw. zu unterscheiden von schriftlicher Kommunikation.

  23. 23.

    Kleinste Zeitverzögerungen werden nicht wahrgenommen. Dies ändert sich, wenn aufgrund von technischen Mängeln oder sehr großen Entfernungen („Apollo an Erde“) die Zeitverzögerung auch den Gesprächsverlauf beeinflusst.

  24. 24.

    Das Merkwürdige ist hier, dass in die laufende Operation – also die Kommunikation – die Beobachtung eingebaut ist, obwohl man der Beobachtungstheorie zufolge doch deutlich zwischen Beobachtung und Operation unterscheidet. Luhmann: „Wir kommen (…) nicht mehr umhin zu sagen, dass Beobachtung und Operation nur uno actu, nur in einem Zug vollzogen werden können.“ (ESys: 301) Dieser Befund korrespondiert mit der – operativ gesehen – raumzeitlicher Einheitsbildung der mündlichen Kommunikation, bei der Mitteilung und Verstehen in eins fallen, sie ereignen sich zeitgleich, also auch uno actu.

  25. 25.

    Eine Sequenz besteht aus endlich vielen kommunikativen Ereignissen, ihre Abgrenzung erfolgt sinnvollerweise über die Themen der Kommunikation.

  26. 26.

    Im Übrigen ist auch ein hinreichend ‚richtiger‘ kommunikativer Anschluss kein Garant für die Fortsetzung der Kommunikation. Man denke nur an die bemühten Small Talk-Selektionen: „Die Austern waren köstlich.“ – „Ja.“

  27. 27.

    Siehe auch Abschn. 6.1: Gebärden, Mimik, Laute, S. 92.

  28. 28.

    Es handelt sich um das vierte Axiom der Kommunikation von insgesamt fünf, wie Watzlawick et al. (2003) sie entwickelt haben. Trotz überzeugender Selbstevidenz wird allerdings ein entscheidender Punkt nicht hinreichend reflektiert: Die Axiome gelten nur unter den Bedingungen der Interaktion, also unter der Gleichzeitigkeitsprämisse und den physisch-psychischen Anwesenheitsbedingungen, die eine wechselseitige direkte personale Wahrnehmung ermöglichen.

  29. 29.

    Deshalb ließe sich besser von Interaktionssystemen sprechen denn von Gesellschaft. Gesellschaft als das simultan Abwesende, als das Nebeneinander unterschiedlicher Kontexte lässt sich von Interaktion noch nicht unterscheiden, da Interaktionen noch nicht als zeitlich fixierbare Episoden unterscheidbar sind (vgl. Nassehi 2008b, S. 99ff.).

  30. 30.

    Auch getippt bleibt sie gerichtet an einen bestimmten Empfänger.

  31. 31.

    Nimmt man es analytisch genau, dann durchläuft auch die mündliche Face-to-Face-Kommunikation immer zwei Phasen: 1. Phase psychisches Differenz- und Sinn-Verstehen, 2. Phase: Anschlusskommunikation als Manifestation des Sinn-Verstandenen. Doch die Interaktion lässt kaum Zeit, Anschlusskommunikationen zu planen und zu überlegen, in der Interaktion verweben sich die beiden Phasen meist, siehe auch Abschn. 6.3.1: Interaktion, S. 100. Doch es gibt auch viele Beispiele für eine deutliche Trennung: z. B. Diskussionsrunden, in denen sequentiell, also nacheinander auf Sinnofferten geantwortet wird, die in der Runde geäußert werden: „Ich möchte noch kurz auf den Beitrag von Herrn Mayer zurückkommen,…“ Die Beiträge werden jedoch insbesondere aufgrund ihres gemeinsamen raumzeitlichen Vollzugs wahrgenommen, strukturierte Interaktionen lassen jedoch Zeit des sich Besinnens, es muss nicht sofort geantwortet werden.

  32. 32.

    Auch Satzzeichen können dazu gehören, denn sie markieren nicht nur Sinnabschnitte des Textes, sondern sind ihrem Ursprung: der freien Rede und der Modulation der Stimme nachempfunden.

  33. 33.

    Berghaus (2004, S. 156ff.) nennt als weitere grundlegende Veränderungen, dass mit der Schrift das Vielleicht und Kann-sein in die Kommunikation eingeführt worden seien, doch diese Fiktionalisierungen sind auch in Interaktionen möglich.

  34. 34.

    Luhmann spielt hier auf die symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien an, die die Erfolgswahrscheinlichkeit, dass eine Kommunikationsselektion angenommen wird, steigern, siehe auch Abschn. 8.1: Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien, S. 157.

  35. 35.

    Bei Luhmann heißt es gar: „Schrift ermöglicht sachbezogene, nahezu kränkungsfreie Kritik.“ (GdG I: 545) Luhmann geht es hier darum, den Unterschied zur Interaktion herauszustellen, in der es nahezu unmöglich ist, Kritik zu üben, ohne zugleich die adressierte Person zu kränken.

  36. 36.

    Mit Schrift wird mithin auch jener Prozess initiiert und vorangetrieben, den Max Weber (1920) als Rationalisierung beschrieben hat.

  37. 37.

    Luhmann: „Erst die Schrift erzwingt eine eindeutige Differenz von Mitteilung und Information“ (SoSy: 223) - wie sie in der Linguistik von Saussures Unterscheidung zwischen Bezeichnendem und Bezeichneten formuliert wird, siehe auch Abschn. 5.1.1: Sprache als Differenz von Zeichen und Sinn, S. 62, und Abschn. 5.2.1.2: Schrift und Realität, S. 71.

  38. 38.

    Wenn die Unterscheidung doch getroffen wird, dann reflexiv: Warum diese Worte? Dieser Tonfall? Zum jetzigen Zeitpunkt?

  39. 39.

    Liest der Autor seinen Text noch einmal selbst, handelt es sich demnach nicht um Kommunikation. Das Schreiben eines Tagebuchs kann hingegen, wenn es von einem Dritten gelesen wird, durchaus zu einem sozialen Handeln werden. Die lesende Rezeption kürt alles, was jemals geschrieben wurde, nachträglich zu einem sozialen Handeln, auch wenn der Autor längst verstorben ist. Wird etwas Geschriebenes gelesen, dann wirken mithin sowohl das Schreiben als auch das Lesen, obwohl sie getrennt an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten erfolgen, an der Reproduktion von Gesellschaft mit: Es findet Kommunikation statt und damit wird die Autopoiesis der Gesellschaft weiter betrieben.

  40. 40.

    Luhmann unterscheidet hier sehr genau zwischen sozialem und gesellschaftlichem Handeln, vgl. dazu auch SoSy: 580.

  41. 41.

    Historisch dienten die ersten Schriften allerdings nicht der Kommunikation, sie hatten vielmehr Aufzeichnungsfunktionen oder dienten sakralen Zwecken, vgl. GdG I: 261ff. sowie Luhmann 1993c, S. 350ff.

  42. 42.

    Luhmann: „Die Effekte der Schrift lassen sich nicht aus der bloßen Vermehrung der Adressaten erklären, so wichtig dieser Aspekt ist. Sie liegen in einer Neuordnung von Zeit und Kultur“ (GdG I: 269).

  43. 43.

    An anderer Stelle heißt es: „Schrift verändert die Möglichkeiten, ein soziales Gedächtnis einzurichten, das von den neurophysiologischen und psychologischen Mechanismen der einzelnen Menschen unabhängig ist. Die Fixierung von Erinnerung und Wiederholbarkeit in Objekten und Inszenierungen (Riten, Festen) wird nicht sogleich aufgegeben; aber die ständige Selektion dessen, was aufgeschrieben wird, produziert jetzt Erinnern und Vergessen in der Form von Entscheidungen, die auf Kriterien und Kontrolle angewiesen sind“ (GdG I:289f.).

  44. 44.

    Was der Kommunikation letztlich gleichgültig sein kann, denn ihre Autopoiesis läuft weiter.

  45. 45.

    Die Kontingenz ist eingeschränkt durch Sprache, Kultur und „erwartungsleitende Wahrscheinlichkeiten“ (GdG I: 190), wie die symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien sie ausbilden, vgl. Abschn. 8.1: Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien, S. 157.

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Thye, I. (2013). Kommunikation: physisch vermittelt. In: Kommunikation und Gesellschaft - systemtheoretisch beobachtet. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00439-2_6

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