Zusammenfassung
Die Physiologie betrachtet die Willkürbewegung unter dem Gesichtspunkt einer selbstregulatorischen Einrichtung, speziell als einen gesteuerten Servomechanismus. Die Zweckmäßigkeit einer solchen Einrichtung scheint einleuchtend. Das Ausmaß der Bewegung richtet sich nach dem sog. „Bewegungsentwurf“. Da aber bei jeder Bewegung zwangsläufig Massenverzögerungen und Reibungen an den Extremitäten sowie der angekoppelten Umwelt auftreten, müssen diese Kräfte fortlaufend kompensiert werden. Auf der untersten Stufe der Regelung werden bekanntlich Muskel, Sehne, Spindel und Rückenmarksquerschnitt als ein Nachführservomechanismus aufgefaßt mit den Dehnungsreceptoren in den Muskelspindeln und den Spannungsreceptoren im Sehnenkörper als Fühler (Wagner, Kuffler, Brookhart, Henatsch, Granit, Matthews, Vossius u. a.). In diesem Folgeregler entsprechen die Muskulatur mit Skelet und evtl. angekoppeltem Werkzeug der „Regelstrecke“. Die Muskellänge wäre die „Regelgröße“, das „Meßwerk“ die Proprioreceptoren. Dem „Regler“ entsprächen die Neuronen des Rückenmarks, dem „Stellglied“ die Kraft liefernde Muskulatur. Die Muskelspindeln zeichnen sich durch einen Verstellmechanismus aus — das efferente γ-System —, durch das ihr Arbeitsbereich verändert werden kann. Man nimmt an, daß dieses System den Gesetzen eines Proportional-Integral-Regelsystems gehorcht (Vossius 1961).
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Christian, P. (1962). Willkürbewegung und Regulation. In: Probleme der zentralnervösen Regulation. Bad Oeynhausener Gespräche, vol 5. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99871-3_7
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