Modellanpassung über Lenkkosten — Ein Vergleich adaptiver (s, S)- und Wagner-Whitin-Politiken

Zusammenfassung

In einem konkreten Lagerhaltungsproblem, dem Schmierstoff-Dispositions-System der ESSO AG, wird — da es, begründet in der Art des Produktionsprozesses unmöglich ist, der einzelnen Schmierstoffsorte anteilig fixe Auflagekosten zuzurechnen — auf den Einsatz eines Kostenminimierungsmodells zur Bestimmung der optimalen Bestellstrategie verzichtet [ 1]. Statt dessen verwendet man eine adaptive (s,S)-Regel, deren offene Modellparameter (Bevorratungszeit, Wiederbeschaffungszeit, Sicherheitsbestand) so zu bestimmen sind, dass die drei Ziele: — hohe Lieferbereitschaft, — niedriger Lagerbestand, — niedrige Bestellanzahl, bestmöglich befriedigt werden. Zur Ermittlung derartig geeigneter Parameterwerte werden datengetriebene Simulationsläufe durchgeführt und rund 30 verschiedene Parameterkombinationen, bzw. (s,S)-Politiken getestet. Aufgrund der Ergebnisse, die die unterschiedlichen Bestellstrategien dabei erzielen, wählt ein Entscheidungsgremium eine als zu realisierende “Optimalstrategie” aus. Indem nun hier kein Kostenminimierungsmodell mit der eindimensionalen Zielgrösse der Gesamtkosten eingesetzt werden kann, ergibt sich ein Entscheidungsproblem bei mehrfacher Zielsetzung. Für derartige Probleme existiert im allgemeinen eine Vielzahl von zulässigen Lösungen, wobei die über die Parametervariation möglichen (s,S)-Politiken nur einen kleinen Teil ausmachen und es sich dabei nicht einmal um effiziente Lösungen zu handeln braucht.