Zusammenfassung
Am 14. Januar dieses Jahres haben wir in Jena der 25. Wiederkehr des Todestages von Professor ErnstAbbe gedacht. Im übervollen großen Volkshaussaal waren alle Schichten der Zeißschen Belegschaft versammelt, um dem Gedächtnis des einzigartigen Mannes zu huldigen, der für das Leben vieler Tausender von entscheidender Bedeutung gewesen ist. Universität und freie Gewerkschaften hatten Lorbeerkränze an seinem Denkmal niedergelegt. Wie jetzt, so einst: als Professor Abbe 1903 aus Gesundheitsrücksichten von der Leitung der Firma zurücktrat, brachte ihm die Arbeiterschaft einen Fackelzug, und als er zwei Jahre darauf starb, hielten Arbeiter Tag und Nacht an seinem Sarge die Ehrenwache. Woher diese ehrfurchtsvolle Anhänglichkeit an einen verstorbenen Großindustriellen, die sich Tag für Tag auch heute noch äußert und sich auch auf das Zeißwerk selbst überträgt? Wir Jenaer Heben unseren ErnstAbbe nicht nur wegen seiner seltenen Selbstlosigkeit und der Reinheit seines Wollens, nicht nur wegen seiner hohen wissenschaftlichen und technischen Verdienste, sondern insbesondere auch, weil er uns eine Arbeitsverfassung hinterlassen hat, die die Menschenwürde, die Achtung vor der menschlichen Persönlichkeit in den Mittelpunkt rückt und darauf ausgeht, ein dauerndes Arbeitsverhältnis zu schaffen. Wie soll sich beim Arbeiter das Gefühl der Verbundenheit mit einem Werk entwickeln, wenn er täglich, ja stündlich entlassen werden kann? Was soll das Gerede von Werksgemeinschaft, wenn der Arbeiter nicht weiß, ob er morgen oder übermorgen dem Werk noch angehört und jede rückläufige Bewegung der Konjunktur ihn von seiner Arbeit trennen und der Arbeitslosenversicherung und dem Wohlfahrtsamt überliefern kann.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Schomerus, F. (1930). Die soziale Betriebspolitik der Zeißwerke mit besonderer Berücksichtigung der Carl-Zeiß-Stiftung. In: Briefs, G. (eds) Probleme der sozialen Betriebspolitik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99694-8_4
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