Zusammenfassung
Richard Wagner erzählt in seinen Lebenserinnerungen von seiner Teilnahme an den akademischen Unruhen in Leipzig im Revolutionsjahr 1830:
-
— —„Plötzlich verbreitete sich der Ruf nach einer berüchtigten Gasse, in welcher gegen eine verhaßte Magistratsperson, welche dort der Volksmeinung nach ein übel berufenes Etablissement in willkürlichen Schutz genommen hatte, populäre Justiz geübt werden sollte. Als ich im Gefolge des Schwanns an jenem Orte anlangte, fand ich ein erbrochenes Haus, in welchem allerhand Gewalttaten verübt wurden. Ich entsinne mich mit Grauen der berauschenden Einwirkung eines solchen unbegreiflichen wütenden Vorganges, und kann nicht leugnen, daß ich ohne die mindeste persönliche Veranlassung hierzu, an der Wut der jungen Leute, welche wie wahnsinnig Möbel und Geräte zerschlugen, ganz wie ein Besessener mit teilnahm. Ich glaube nicht, daß die vorgebliche Veranlassung zu diesem Exzeß, welche allerdings in einem das Sittlichkeitsgefühl stark verletzenden Vorfalle lag, hierbei auf mich Einfluß übte; vielmehr war es das rein Dämonische solcher Volkswutanfälle, das mich wie einen Tollen in seinen Strudel mit hineinzog.
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Literature
Die englische Massenvision: Vischer , die Stacheldrahtkrankheit, Beitr. z. Psychologie d. Kriegsgefangenen, Zürich 1918, daselbst auch nähere Angaben über die „Engel von Mons“-Literatur.
Die Panik von Douaumont: A. Kronfeld, Psychologische und neurologische Erfahrungen als Frontarzt. Von der Militärbehörde zur Veröffentlichung nicht freigegeben, als Manuskript gedruckt, Berlin, Springer 1918.
Aachener Tanzepidemie: Limburger Chronik bei: J. C. F. Hecker, die großen Volkskrankheiten des Mittelalters, Berlin 1865, eine wertvolle Bearbeitung speziell auch der psychischen Epidemien mit Quellennachweisen.
Predigerkrankheit: L. Clarus, Schweden sonst und jetzt, geschildert in Briefen auf einer Reise, Bd. 2, Mainz 1847.
Wildenspucher Kreuzigung: I. I. Meyer, Schwärmerische Greuelszenen der Kreuzigungsgeschichte einer religiösen Schwärmerin in Wildenspuch Kanton Zürich, Zürich 1824.
Mucker von Königsberg: das Sachssche Schriftstück veröffentl. bei Dixon, Seelenbräute, Deutsche Ausgabe, Berlin 1868.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Birnbaum, K. (1920). Psychische Infektionen und psychopathisches Massengeschehen. In: Psychopathologische Dokumente. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99625-2_15
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