Zusammenfassung
Man begegnet häufig der Annahme, die grossen Agone, die Wettspiele bei den nationalen Festen der Griechen seien eine Folge der von diesem Volke wie von keinem andern weder zuvor noch nachher in ähnlichem Maasse bevorzugte Pflege des Körpers, sie hätten einen Sporn bilden sollen für die Pflege der Gymnastik, deren hohen pädagogischen Werth die Hellenen in seinem ganzen Umfange erkannten. Wenn dieses Verhältniss zwischen Agonistik und Gymnastik in historischer Zeit ganz sicherlich bestand, so wäre es doch grundfalsch, dasselbe als das ursprüngliche anzunehmen, die Agonistik als eine Tochter der Gymnastik anzusehen. Gerade das umgekehrte Verhältniss findet statt. Das gegenseitige Messen der Kraft und Gewandtheit ist um seiner selbst willen schon in grauer Vorzeit die höchste Lust, wie es noch heute jedes gesunden Menschen Lust in der Jugendzeit ist. Es ist die Wurzel, aus welcher diese hoch bevorzugte Pflege des Leibes hervorwächst, aber nicht umgekehrt. Das pädagogische Moment kommt erst in verhältnissmässig später Zeit zur Geltung. Der Beste zu sein und sich als solcher zu zeigen ist das erstrebenswerthe Gut dieser Erde. So kleidet sich in dem schönen Hellas die erbarmungslose Lehre von dem Kampfe ums Dasein und von dem Rechte des Stärkeren in das idealste Gewand.
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Boetticher, A. (1886). Die Festfeier in Olympia. In: Olympia, Das Fest und Seine Stätte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99605-4_5
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