Zusammenfassung
Zu den beliebtesten Dogmen der öffentlichen Meinung in unserem aufgektärten Zeitalter gehört der Satz, daß aller grammatische Unterricht nur ein nothwendiges Uebel sei. Was etwa früher für die lateinische Syntax geltend gemacht wurde, daß durch sie der jugendliche Geist an strenges, folgerichtiges Denken sich gewöhne, das wird jetzt leichten Herzens zurückgewiesen mit der Versicherung, daß die Mathematik denselben Dienst viel besser leiste. Und sicherlich, menn man beide Disciplinen als angemandte Logik betrachtet, so ist die zweite der ersten an Schärfe weit überlegen. Auch die beste grammatifche Regel erleidet unter Umständen eine Ausnahme, in der Mathematik kommt dergleichen nicht vor. Hier ist durchweg ein festes Gefüge von Gründen und Folgen, die wie die Steine eirtes Mauerwerkes lückenlos in einander greifen; kein Irrthum, keine abweichende Meinung ist möglich. Wie ein methtodisch geführter, zwingender Beweis aussieht, kann der Schüler nur in dieser Wissenschaft lernen; denn nur hier lassen sich für ihn die Thatsachen, die vorausgesetzt werden, und die Behauptungen, die geprüft werden sollen, vollkommen reinlich auseinanderlegen.
Das Maß aller Dinge ist der Mensch.
Protagoras.
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Notes
In einem Briefe an Friedrich den Großen vom 17. September 1764 (Oeuvres de Frédéric le Grand, XXIV p. 384). D’Alembert schreibt: Je me félicite, Sire, de penser comme V. M. sur la vanité et la futilité de la métaphysique; un vrai philosophe, ce me semble, ne doit traiter de cette science que pour nous détromper de ce qu’elle croit nous apprendre, principalement sur ces grandes questions qui, comme dit très-bien V. M., nous importent vraisemblablement si peu, par la raison même qu’elles nous tourmentent si fort en pure perte. Il n’en est pas ainsi de la géométrie, beaucoup plus certaine, parce que l’objet en est plus terre à terre; c’est une espèce de hochet que la nature nous a jeté pour nous consoler et nous amuser dans les ténèbres.
Das Realgymnasium und die humanistische Bildung. 1889. S. 15.
Histor. Zeitschr. 56 (1886) S. 474
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© 1890 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Gauer, P. (1890). Mathematik. Lateinische Syntax. In: Unsere Erziehung durch Griechen und Römer. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99562-0_3
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