Zusammenfassung
Die Salben, die bisher im Arbeitsschutz verwendet wurden, kamen meist aus der Kosmetik, oder es waren Heilsalben. Beide Gruppen können aber im Betrieb nicht genügen, denn beide sind nicht unter Berücksichtigung der Arbeitsumgebung aufgebaut worden. So kamen auch in diesen Aufgabenkreis Fragestellungen hinein, die zu Scheinproblemen führen mußten. Die einen warteten auf das „schöne Elixier“, das, irgendwie auf die Haut geschmiert, nun „gegen alle Stoffe“ schützen soll, und die anderen forderten für jeden einzelnen Arbeitsstoff ein eigenes Schutzmittel mit der Begründung, daß jeder Stoff andere Schäden auslöse. Beide Gruppen haben zwei gemeinsame Punkte. Der erste ist die gemeinsame Untätigkeit. Die einen warten gespannt oder geduldig darauf, daß jemand das schöne Elixier finden möge, das alle Hautschäden verhütet, und die anderen haben ihre Frage von vornherein so gestellt, daß sie von der unübersehbaren Menge der Arbeitsstoffe, für die sie jeweils einen eigenen Schutz fordern, erdrückt werden, ehe sie mit der Arbeit beginnen können. Ihre Hoffnungslosigkeit, das Problem überhaupt jemals zu lösen, wird dadurch noch vermehrt, daß immer neue Arbeitsstoffe und Arbeitsplätze kommen, die den Horizont der Wüste, die kolonisiert werden soll, in immer weitere Fernen hinausschieben. Beiden Problemstellungen gemeinsam ist neben der Untätigkeit, zu der sie führen müssen, die Tatsache, daß in ihren Voraussetzungen die Haut fast vollständig fehlt. Kommt die Haut wirklich einmal in den Voraussetzungen vor, dann spielt sie dort nur die Rolle eines fest Gegebenen, eines Unabänderlichen, eines Trägers des Arbeitsschutzmittels, nicht aber eines lebendigen und verwickelten Organs, das mit der Arbeitsumgebung in inniger Berührung steht und dessen Struktur und Funktionen für seine Beziehungen zur Umwelt viel wichtiger sind, als die Arbeitsschutzmittel jemals es werden können. Kehren wir unsere Fragestellung diesen brennenden Problemen gegenüber um, und nehmen wir uns vor, nicht mehr „unsichtbare Schutzhandschuhe“ gegen Arbeitsstoffe zu suchen oder andere Mittel „gegen die Einflüsse der Umgebung“, sondern vielmehr Struktur und Funktion der Haut so zu erhalten und zu stärken, daß im verwickelten Herüber und Hinüber zwischen Haut und Umwelt die Haut dank ihrer Funktionstüchtigkeit standhält, so gewinnen wir einen festen Boden für die experimentelle Lösung der Fragen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Hinweise
Schultze, W.: Zbl. Gewerbehyg. N.F. 15, 81 (1938).
Czetsch-Lindenwald: Arch. Gewerbepath. u. Hyg. 10, 1 (1940).
v. Czetsch-Lindenwald: Arch. Gewerbepath. u. Hyg. 10, 1 (1940).
Pockels, Agnes: Kolloid Z. 62, 1 (1933) und früher, auch Wolf und Trieschmann: Praktische Einführung in die physikalische Chemie 2, 107. Braunschweig 1938.
Langmuir, I.: Met. Chem. Eng. 15, 468 (1916).
Langmuir, I.: Ders.: J. amer. chem. Soc. 39, 1848 (1917).
Langmuir, I.: Harkins, W. D., E. C. H. Davis u. G. L. Clark: J. amer. chem. Soc. 39, 541 (1917).
Harkins, Clark u. Roberts: J. amer. chem. Soc. 42, 700 (1920).
Liesegang, R. Ed.: Fette u. Seifen 50, 437 (1943).
Jäger, R.: Arch. Gewerbepath. 7, 85 (1936).
Jäger, R.: Z. Gewerbehyg. Wien 42, 167 u. 186 (1935).
Jäger: Z. Mikrosk. 56, 273–290 (1939).
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1944 Springer-Verlag OHG. in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Jäger, R. (1944). Die Aufgaben der Arbeitsschutzsalben. In: Salben · Puder · Externa. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99549-1_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-99549-1_10
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-98734-2
Online ISBN: 978-3-642-99549-1
eBook Packages: Springer Book Archive