Entwicklung und Wandlungen des Freiheitgedankens in Hegels Jugendarbeiten: Vom Entstehen einer Metaphysik des Geistes

Zusammenfassung

Die Auseinandersetzung mit dem Christentum bildet in diesen Jahren den Mittelpunkt des Hegelschen Denkens. Innerhalb ihrer vollzieht sich die Aneignung und Ablehnung Kants, aus ihr geht zuletzt die Stellungnahme gegenüber dem Staat hervor, soviel rein politische Leidenschaft auch sonst zu spüren ist. Dabei steht Hegel am Anfang ein menschliches Ideal vor Augen, das ihn mit heftigem Widerstand gegen alles Christliche erfüllen konnte; auf seine Quellen sei nur mit den Namen: Sophokles, Sokrates, Platon, Shaftesbury, Lessing, Herder, Schiller, Kant, Rousseau hingewiesen (7). Von ihm aus verwirft er nahezu völlig die christlichen Kirchen, ihre Lehren wie ihre Institutionen, doch von der Gestalt Jesu kann er nicht lassen. Um sein eigenes Ideal in Jesu Leben und Lehre wiederzufinden, bemüht Hegel sich in immer neuen Ansätzen, ihren ursprünglichen reinen Sinn herauszustellen, zugleich aber in ihnen und der geschichtlichen Bedingtheit Jesu die Ursachen aufzudecken, die die Entartung der Kirche wie die Verdorbenheit eines mit ihr verbündeten Staates herbeiführen mußten und dennoch die Ausbreitung dieser Mächte ermöglichten, de er als noch gegenwärtige bekämpft. — Mit den Wandlungen seines Ideals wandelt sich ihm die Auffassung der Evangelien, und das in diesen Enthaltene wirkt seinerseits zurück auf dessen Entfaltung; selbst der Niederschlag persönlicher Lebenserfahrung dient Hegel zur Deutung Jesu und das Schicksal Jesu wiederum zur Erhellung seines eigenen Daseins.