Zusammenfassung
Zur Veranschaulichung der im Organismus sich abspielenden Vorgänge gebraucht die Physiologie gern den Vergleich mit einer Dampfmaschine, der, wenn auch etwas grob, doch gewisse gute Parallelen bietet. So schreibt Bernstein: „Die Kohle, welche eine Maschine verbraucht, spielt eine ähnliche Rolle wie die Nahrung, die die Tiere verzehren... Die Analogie zwischen einer Maschine, in welcher durch chemischen Prozeß Kraft erzeugt wird, und dem tierischen Organismus ist eine ziemlich weit reichende. Indessen hat die Analogie schon eine Grenze, wenn wir in Betracht ziehen, daß in einem Organismus die Substanz aller Organe sich mehr oder weniger am Stoffwechsel beteiligt, während die Maschinenteile selbst ganz unveränderlich bleiben und der chemische Prozeß nur in ihrem Innern vor sich geht.“ Dieser Vergleich trifft auch zu, wenn wir vom komplizierten Organismus mit einem Magen-Darm-Traktus, in dem sich die Nahrung befindet, wie die Kohle im Heizloch der Maschine, herabsteigen zum einzelligen Lebewesen. Die Amöbe nimmt auch aus ihrer Umgebung Nahrung auf und wandelt sie in ihrem Körperinnern um in chemische Substanz, die sie zum Aufbau ihres eigenen Protoplasmas und zur Speicherung von potentieller Energie verwendet, und die sie dann umsetzt in die dem Leben eigentümlichen Triebe der Bewegung und Fortpflanzung. Von der Maschine unterscheidet sie sich auch wieder nur dadurch, daß sie sich selbst regeneriert, ihren Aufbau also nicht nur zur Inbetriebsetzung, sondern auch zur Instandsetzung und Erhaltung ihrer „Maschinenteile“, ihrer Strukturteile, verwendet.
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Ewald, G. (1924). Die biologische Abgrenzung von Temperament und Charakter. In: Temperament und Charakter. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 41. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99510-1_2
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