Skip to main content

Part of the book series: Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie ((MONOGRAPHIEN,volume 41))

  • 15 Accesses

Zusammenfassung

In der Seele des Menschen liegen zwei Arten der Erkenntnissuche begründet, das Erkennen durch Begriffsbildung, durch das Suchen nach Gesetzen und Regeln unter Zuhilfenahme von Abstraktionen, Theorien und Hypothesen, und das Erkennen durch unmittelbare Bewußtseinsakte, durch das „Schauen“, sei es nun einfaches sinnliches Schauen oder geistige Anschauung, Intuition. Beide Arten der Erkenntnismöglichkeit werden von jedem Menschen unablässig in Dienst gestellt; aber dem einen Individuum liegt das Erkennen durch Schauen näher, dem anderen das Erkennen durch Begriffsbildung. Das Erkennen durch Schauen hat unzweideutig Beziehungen zur Kunst, das Erkennen durch Begriffsbildung zur Wissenschaft. So hat ein Goethe, als vorzugsweise zum Schauen geborener Mensch, stets eine Abneigung gegen begriffsbildende, zergliedernde Wissenschaft gehabt; in seiner Farbenlehre ist uns seine aufs Schauen und unmittelbares Erleben eingestellte Erkenntnisweise im Gegensatz zu den analysierenden und begriffsbildenden Bestrebungen der Physik, zu denen er nie ein Verhältnis gewinnen konnte, besonders deutlich gegeben. Auch die Art, wie er auf seiner italienischen Reise seine Eindrücke festhielt, macht seine aufs Sinnliche, auf Anschauung eingestellte Erkenntnisweise deutlich, und erst in der nachitalienischen Zeit, zum Teil unter dem Einfluß Schillers, wurde er einem diskursiven Denken geneigter und ließ das intuitive Erfassen und Erleben gelegentlich zurücktreten hinter Analyse und Synthese, auch in seiner Arbeit.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Besonderer Hinweis

Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1924 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Ewald, G. (1924). Einleitung. In: Temperament und Charakter. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 41. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99510-1_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-99510-1_1

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-642-98695-6

  • Online ISBN: 978-3-642-99510-1

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics