Zusammenfassung
M. H.! Bis zu Cl. und W. Sterns grundlegenden Untersuchungen über „Erinnerung, Aussage und Lüge in der frühen Kindheit“(1909) wurde die Lüge unter den Kinderfehlern abgehandelt, moralisch gewertet, pädagogisch beurteilt, aber nicht psychologisch ergründet. Der psychologische Beziehungskreis, in den sie gehört, ist schon im Titel jener Arbeit enthalten. Wir verstehen unter Lügen mit Stern „bewußt falsche Aussagen, welche dazu dienen, durch die Täuschung anderer bestimmte Ziele zu erreichen.“Liest man diese Begriffsbestimmung, so denkt man an einen greifbaren Nutzen, an einen Vorteil, an irgend etwas eigensüchtig Motiviertes, auch an die Abwendung eines Nachteils, immer aber zunächst einmal an ein Verhalten, das schlechthin moralisch abschätzig zu werten ist, schon deshalb, weil es den Wert der Wahrheit gegenüber dem des Vorteils herabsetzt. Man schließt also sozusagen in den Begriff eine Wertkomponente ein, die definitorisch ein fremdes Element ist, aber die Stellung zum Problem beherrschen kann. Gehen wir, um die kindliche Lüge richtig zu sehen, von einem Beispiel aus dem Leben der Erwachsenen aus: A. habe einen Bekannten B. auf der Straße gesehen, aber weggeblickt und ihn nicht gegrüßt; später ist von B. die Rede, und A. erwähnt die Begegnung nicht.
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Homburger, A. (1926). a) Die kindliche Lüge.. In: Vorlesungen über Psychopathologie des Kindesalters. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99364-0_31
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