Zusammenfassung
Zwei Tatsachen haben den primitiven Menschen gemahnt, daß außer der Erscheinungswelt noch andere, nicht wirkliche Gebiete vorhanden sein müssen. Der Tod macht den nächsten Verwandten, die liebste Person plötzlich leblos. Der kalte, grauenerweckende Körper besteht noch, aber das Leben, der Hauch, ist entflohen. Ganz natürlicherweise denkt man sich, daß dieser Hauch den Körper nur verlassen habe, um anderswo weiter zu existieren. Damit erhält der Verstorbene, dessen Leichnam im Zustand der Verwesung abschreckend wirkt, übermenschliche Kräfte und Eigenschaften. Kein Wunder, daß man ihn als Dämon fürchtete und seine schädliche Einwirkung durch allerlei Vorsichtsmaßregeln abzuhalten suchte. So bedeutet das Tragen der schwarzen Trauerkleidung ursprünglich eine Abschreckung der Geister der Verstorbenen. Die vielerlei Tabuvorschriften, die Freud neuerdings so trefflich beleuchtet hat, umgeben besonders den Primitiven mit einem förmlichen Netz von Unfreiheiten, die zu der von dem Phantasten Rousseau gepriesenen Freiheit des Naturmenschen in grellem Gegensatz stehen. Die andere Tatsache, welche die Menschen über die Welt der Wirklichkeit hinaus führt, ist das Träumen. Während der Leib den Ort nicht verläßt, schweift der Geist umher, verläßt sozusagen den Körper. Es muß also, so meint der Primitive, ein unsichtbares Wesen in dem Körper wohnen, eben die Seele. Mach l) bezeichnet die Gespensterfurcht als die wirkliche Mutter der Religion.
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Kauffmann, M. (1923). Die therapeutische Anwendung der Suggestion und Hypnose. In: Suggestion und Hypnose. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99327-5_8
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