Die Hochdruckkrankheit

Zusammenfassung

In der Anamnese des zweiten analysierten Hypertoniefalles hieß es, daß die Verschlechterung seines Zustandes durch eine eigentümliche Störung des zeitlichen Verlaufes der Diurese eingeleitet worden ist. Sie nahm nachts derart zu, daß er jede Nacht wiederholt aufstehen mußte um seine überfüllte Blase zu entleeren. Diese Erscheinung hat Péhu mit dem Worte Nykturie bezeichnet. Das Wort ist nicht besonders glücklich gewählt. Abgesehen von dem nächtlichen Harndrang, der viele Prostatiker quält, der sich zuweilen als Frühsymptom einer Nierentuberkulose oder auch anderer Nieren- und Blasenleiden einstellt und zur häufigen Entleerung kleiner Harnmengen führt, kann eine häufige nächtliche Entleerung größerer Harnmengen bei jeder Polyurie vorkommen. Zum Wesen einer richtigen Nyhturie gehört aber die Umkehr des normalen zeitlichen Verlaufes der Harnbildung. Der Gesunde uriniert tagsüber wesentlich mehr als während der Nacht. Das Verhältnis zwischen dem Tages- und dem Nacht-harn ist meistens ungefähr 3:2. Der Nykturiker entleert während des Tages dagegen wenig, während der Nacht aber viel Harn. Es ist ein Verdienst von Quincke, auf die Häufigkeit dieses Verhaltens bei Herzkranken im Übergangs-stadium aus dem der Kompensation in das der Dekompensation hingewiesen zu haben. Doch ist die Nykturie bei eigentlichen Herzkranken niemals so ausgesprochen, wie gerade bei kardial dekompensierten Nierenkranken mit noch leidlich erhaltener Diurese.