Zusammenfassung
Die charakteristische Eigentümlichkeit des Ulcus molle serpiginosum ist das stetige Weiterkriechen des Geschwürsprozesses auf die benachbarten Teile, während die zuerst ergriffenen Stellen ausheilen. Beim gewöhnlichen Ulcus molle erlischt die Virulenz und damit die weitere Ausbreitung der Geschwüre nach wenigen Wochen, dagegen bleibt beim serpiginösen Schanker die Virulenz in scheinbar unbegrenzter Weise bestehen, und so kommt es durch Monate und Jahre zu einer immer weiteren Ausbreitung der Geschwüre. Der serpiginöse Schanker kriecht von den Genitalien auf die Haut des Mons Veneris, des Scrotum und von hier auf die Oberschenkel, den Bauch, die Nates und den Rücken und andererseits auf die Rektalschleimhaut über. In diesen Fällen von großer Ausbreitung, die stets bereits einige Jahre bestehen, ist nun aber nach dem oben Gesagten keineswegs die ganze Partie geschwürig, sondern an den erstergriffenen Teilen sind die Ulzerationen mit Hinterlassung von Narben vollständig ausgeheilt, und nur an der Peripherie befindet sich eine nach außen mehr oder weniger regelmäßig bogenförmig begrenzte, etwa einen oder einige Querfinger breite, geschwürige Zone, die nach innen zu sich allmählich abflachend in den Narbensaum übergeht, nach außen die mit scharfem, ausgezacktem Rande absetzende Haut unterminiert. Auch experimentell ist bei einem solchen Schanker die noch Jahre nach der Infektion bestehende Virulenz nachweisbar, indem der Eiter überimpfbar ist und teils gewöhnliche, teils wieder serpiginöse Schanker hervorruft.
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Lesser, E. (1914). Der serpiginöse Schanker. In: Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99262-9_119
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