Zusammenfassung
Wenn man die Art der Vorgänge berücksichtigt, welche während des Geburtsverlaufes im weiblichen Organismus sich abspielen, kann es nicht befremden, daß der Geburtsakt mitunter unmittelbar nervöse oder psychische Störungen herbeiführt. Die hochgradige Steigerung des Blutdrucks und die Schmerzen, welche die Wehentätigkeit verursacht, sowie die psychische Erregung, in welcher sich die Kreißende befindet, der Blutverlust und die bei zarteren Naturen sich hinzu gesellende Erschöpfung sind Momente, welche das psychische Verhalten mehr oder weniger zu alterieren vermögen. Dazu kommen örtliche schädigende Einwirkungen auf die Beckennerven bei protrahiertem Geburtsverlauf infolge von Wehenschwäche, abnormer Kindeslage und Beckenverengerung, sowie bei operativen Eingriffen, speziell der Anwendung der Zange. Der Geburtsakt kann zu dem Auftreten von Gehirnblutungen führen, doch ist es zweifelhaft, ob die durch die Wehen bedingte Blutdrucksteigerung ohne gleichzeitiges Bestehen von Gefäßveränderungen genügt, dieses Ereignis herbeizuführen. Bei älteren Gebärenden treten derartige Hämorrhagien jedenfalls leichter ein, und exzessives Toben und Schreien mag hierbei, wie eine Beobachtung Quinckes zeigt, eine gewisse Bolle spielen. Die intra partum entstehenden Blutergüsse sind zumeist beträchtlich und deren Prognose daher auch vorwaltend ungünstig.
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Literatur
E. Meyer (Die Puerperalpsychosen. Archiv f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. 48. Bd. 2. Heft. 1911) weist darauf hin, daß sehr große Schmerzhaftigkeit der Wehen für das Auftreten psychischer Störungen während der Entbindung von Bedeutung zu sein scheint.
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© 1922 J. F. Bergmann, München und Wiesbaden
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Löwenfeld, L. (1922). Die mit dem Geburtsakte zusammenhängenden nervösen und psychischen Störungen. In: Sexualleben und Nervenleiden. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99251-3_6
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