Zusammenfassung
Die Beziehungen Rußlands zum Vatikan fielen nicht schwer in die politische Wagschale; denn Rußland hatte schon seit Jahren diejenige Stellung zum Vatikan eingenommen, welche nachgerade für nicht-römisch-katholische Mächte die einzig mögliche ist, die nämlich, daß es jede direkte Verbindung mit Rom abbrach und auch die Bischöfe nur auf dem Umweg über Petersburg mit ihrem geiftlichen Oberhaupte verhandeln durften. Es war in diesem Jahre der Versuch gemacht worden, und zwar von Rom aus, die direkten Verbindungen wieder zu eröffnen, und die Kurie war sogar bereit, auf Koften der Polen einige Koncessionen zu machen; aber die Verhandlungen führten zu keinem Keinem Resultat und hätten, wenn es zu einer vorläusigen Ausgleichung gekommen wäre, jedenfalls zu keinem langen Frieden geführt, da der Vatikan eine Position immer nur mit dem Gedanken aufgibt, bei der nächsten Gelegenheit das verlorene Terrain wieder zu gewinnen. Das gespannte Verhältniß zu Oestreich, das durch dessen Haltung im deutsch-französischen Kriege, durch die Pontusfrage, durch die Schaukelpolitik in Galizien, durch Andrassy’s Worte: „Ungarn hat nur einen einzigen natürlichen Feind, und das ist Rußland“, sich in der letzten Zeit bedenklich gesteigert hatte, hatte in Folge der Dreikaiserzusammenkunst in Berlin einem freundlichen Vernehmen Platz gemacht, und die Vergessenheit scheint dort in reichem Maße geübt worden zu sein.
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© 1973 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Müller, W. (1973). Rußland, Türkei und Griechenland. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99200-1_6
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