Zusammenfassung
Für Oestreich begann das Jahr 1875 mit Bloßlegung socialer Schäden. Am 4. Januar began der Proceß gegen Ofenheim, den ehemaligen Generaldirektor der Lemberg-Czernowitzer Bahn, welcher kolossaler Betrügereien angeklagt war. Die Anklage hatte eine Summe von mehr als 7 Mill. Gulden ausgerechnet, deren größter Theil in die Taschen des Direktors gewandert sei. Derselbe wurde nicht nur für diese Unterschleife, sondern auch für die vielen auf dieser Vahn vorgekommenen Unglücksfälle verantwortlich gemacht. Daß der frühere Minister Dr. Giskra, als Zeuge aufgerufen, die hohen Provisionen und Belohnungen, welche der Angeklagte erhielt, als etwas durchaus Natürliches und Erlaubtes bezeichnete und geradezu sagte, in Oestreich werde ja alles mit Trinkgeld bezahlt, vom Diener und Kellner bis zu den höchsten Geschäftsleuten, und er selbst habe für sein Recht an die rumänische Koncession 100,000 fl., und zwar unter ausdrücklicher Genehmigung des Kaisers, erhalten: dies machte die Sache nicht besser, war aber von Einfluß auf den Spruch der Geschwornen. Daß der Handelsminister Banhans den ihm unter den kompromittirendsten Nebenumständen gemachten Vorwurf, auch er habe sich an diesem Gründergewinn betheiligt, hinnehmen mußte, machte seine Stellung unhaltbar.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1876 Springer-Verlag GmbH Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Müller, W. (1876). Oestreich-Ungarn. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99197-4_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-99197-4_2
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-98385-6
Online ISBN: 978-3-642-99197-4
eBook Packages: Springer Book Archive