Zusammenfassung
Kaum irgend ein Iahr kündigte sich mit friedfertigerer Miene an als das Iahr 1870. Es waren hauptsächlich zwei Ereignisse, welche beim Beginn des Iahres die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zogen und demselben seine Signatur geben zu wollen schienen. Die neue parlamentarische Aera in Paris und das ökumenische Koncil in Rom standen an der Schwelle, als das neue und das alte Iahr sich die Hände drückten. Beide Ereignisse waren grundverschieden. Dort stieg ein Herrscher, dessen persönliches Regiment Iahrzehnte lang für ein Muster von Staatskust gegolten hatte, aber durch einige äußere Mißerfolge in Mißkredit gekommen war, freiwillig von seiner Himmelsleiter herab und theilte die Pflichten und Sorgen seines Regiments mit seinen Ministern und parlamentarischen Körpern; hier stieg ein Staats- und Kirchen-Oberhaupt, dessen politische und kirchliche Anschauungen längst in der Rubrik der Anachrouismen aufgeführt wurden, und der durch Syllabus und Eucyklika die wissenschaftliche Bildung einer gauzen Welt herausgefordert hatte, mit der ängstlichen Ungeduld eines sterbenden Greises die Himmelsleiter vollends hinauf und ließ sich von seiner Kamarilla die Apotheose, welche die alten römischen Kaiser erst nach dem Tode erhielteu, schon im Leben ertheilen.
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Müller, W. (1871). Frankreich und das Ministerium Ollivier. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99188-2_1
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