Zusammenfassung
Die politische Lage, wie sie sich beim Beginn des Jahres in Deutschland zeigte, stand unter dem Einfluß des inneren Parteiwesens und der Beziehungen zu den benachbarten Mächten. Trotz der Besuche, welche Windthorst in dem Reichskanzler-Palais machte, und trotz des Kompromisses, welchen bei der Berathung der Zollund Steuervorlage das Centrum mit den Konservativen schloß, blieben die Klerikalen, so lange es noch „Maigesetze“ gab, die Gegner der Reichsregierung. Die Unterhandlungen mit dem Vatikan hatten noch zu keinem Resultat geführt. Die Situation auf kirchlich-politischem Gebiete war im wesentlichen die nämliche wie seit Iahren. Die socialdemokratische Partei war durch das Socialistengesetz nicht eingeschüchtert. Waren ihr auch wichtige Agitationsmittel genommen, so ersann sie neue und wirkte mehr im geheimen. Bei einzelnen Ergänzungswahlen zeigte sich, daß der Präsenzstand der Partei nicht abgenommen hatte. Die liberalen Parteien waren unter sich gespalten. Was nach links graviterte, übte an allem, was von der Reichsregierung ausgieng, eine unerbittliche Kritik; die rechte Seite derselben war in allen nationalen Fragen zu einer Verständigung bereit; die nationalliberale Fraktion, welche kaum noch die Hälfte ihres früheren Einflusses hatte, theilte sich in sehr vielen wichtigen Fragen in zwei verschiedene Heerlager.
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Müller, W. (1881). Das Deutsche Reich. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99184-4_1
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