Zusammenfassung
Die Volkszählung vom 30. Mai 1886 ergab eine Bevölkerung von 38,218,903 Seelen, also binnen fünf Jahren eine Vermehrung von nur 546,855. Die Lage des Landes war eine sehr ernste. Im Innern, besonders in der Kammer, bekämpften sich die Parteien aufs heftigste. Unter den verschiedenen Fraktionen der republikanischen Partei war keine Einheit. Die Radikalen Stimmten lieber mit den monarchistischen Parteien als mit den gemäßigten Republikanern. Kein Ministerium, welcher Partei es auch angehörte, konnte sicher auf eine Mehrheit rechnen, daher der beständige Wechsel der Ministerien, welcher häufig infolge sehr untergeordneter Fragen erfolgte und hauptsächlich den Zweck hatte, einer anderen Fraktion die Gewalt in die Hände zu spielen. Die Staatseinnahmen entsprachen den Erwartungen nicht: die indirekten Steuern von 1886 ergaben einen Ausfall von 71 Mill. Frank gegen den Voranschlag und von 32 Mill. gegen den Ertrag von 1885. Die Staatsschulden hatten eine Solche Höhe erreicht, daß die jährliche Verzinsung derselben die Summe von 750 Mill. Frank erforderte, was immer mehr als eine drückende Last empfunden wurde. Der Rückgang der französischen Rente zeigte, daß man dem Kredit Frankreichs keine allzu große Solidität zuschrieb; der Wert der dreiprozentigen Rente war auf 81 Fr. herabgesunken. Die Möglichkeit einer Vermehrung der Staatsschuld galt für ausgeschlossen; die verständigen Politiker aller Parteien verlangten Ersparnisse im großen Stil.
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Müller, W. (1888). Frankreich. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99177-6_2
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