Zusammenfassung
Unsere Referate sollen sieh mit der Spätsyphilis des Nervensystems befassen. Es erhebt sich zunächst die Frage, was unter Spätsyphilis zu verstehen ist. Die Antwort, daß der Spätsyphilis alle Nervenkrankheiten zuzuzählen seien, welche in längerem Abstande nach der Infektion auftreten, vermag nicht völlig zu befriedigen, denn die Hauptformen der Nervensyphilis im engeren Sinne: syphilitische Meningitiden, Gefäßerkrankungen und Gummen, können sowohl in einem sehr kurzen als auch sehr langen Abstand von der Infektion auftreten. Die alleinige Berücksichtigung des zeitlichen Gesichtspunktes würde zusammengehörige Krankheitszustände künstlich auseinanderreißen. Anders Hegen die Dinge bei der Paralyse und Tabes, bei welchen Krankheiten die Inkubationszeit in der Regel eine sehr lange ist. Die durchschnittliche Inkubationszeit ist bei Paralyse und Tabes größer als bei den syphilitischen Erkrankungen des Zentralnervensystems im engeren Sinne, welche letztere doch die ersten Ansteckungsjahre zu bevorzugen pflegen. Man hat Paralyse und Tabes bekanntlich früher als post-, meta- oder parasyphilitische Erkrankungen bezeichnet.
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Literatur
E. v. Leyden [Z. klin. Med. 18, 576 (1891)] hatte allerdings unter akuter Ataxie ein Zustandsbild verstanden, das er nicht bei der Tabes, sondern bei verschiedenen anderen Leiden (Gehirnerkrankungen, polyneuritischer Pseudotabes u. a.) beobachtet hatte.
Anmerkung bei der Korrektur: Nachträglich ist mir eine Veröffentlichung von Pentschew [Nervenarzt 8, 393–398(1935)] zu Gesichte gekommen, welche an der syphilitischen Natur des Nisslschen Falles Zweifel äußert und auch die übrigen Fälle hinsichtlich ihres Zusammenhanges mit der Lues nicht für beweiskräftig hält.
Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie der Syphilis des Nervensystems. In: Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Hrsg. von Jadassohn, Bd. 17, Tl. 1. — Pathologische Anatomie der progressiven Paralyse. In: Handbuch der Geisteskrankheiten. Hrsg. von Bumke. Bd. 11. — Die progressive Paralyse. Mit einem Anhang: Die afrikanische und amerikanische Trypanosomiasis. In: Handbuch der Neurologie. 2. Aufl. Hrsg. von Bumke u. Foerster. Bd. 12.
In Versuchsanordnungen, in denen die Mäuse gleich nach der Syphilisimpfung der Kurzwellenbehandlung unterworfen worden waren, war die Wirkung keine so gute als bei Tieren, deren Infektion schon längere Zeit zurücklag. Die Pariser Forscher nehmen daher an, daß der Effekt der Thermo-therapie kein direkter sei, sondern eine Mitwirkung des Organismus dabei eine Rolle spiele.
Bei der Beurteilung aller dieser Versuche ist übrigens zu berücksichtigen, daß nach den Feststellungen von Bessemans Spirochäten in den Lymphdrüsen eine größere Thermoresistenz zeigen als die Parasiten der Hoden-syphilome.
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Jahnel, F. (1936). Die Spätlues des Zentralnervensystems einschließlich der progressiven Paralyse. In: Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99162-2_23
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