Zusammenfassung
Wenn wir unter dem Mikroskop eine Amöbe oder ein anderes einzelliges Tierchen, das teilungsreif geworden ist, betrachten, so können wir, wenn wir gerade den richtigen Augenblick erhaschen, eine Einschnürung und daraufhin eine Zerschnürung in zwei Teile erkennen. Das neu entstandene Tierchen unterscheidet sich von dem Muttertiere entweder gar nicht oder nur durch eine etwas kleinere Gestalt und Fehlen von einigen Merkmalen; die Unterschiede werden jedoch in kürzester Zeit ausgeglichen (s. Abb. 17). Das ist die ungeschlechtliche Vermehrung durch einfache Teilung der Zelle, wie sie bei Bakterien regelmäßig, aber auch bei Protozoen sich häufig findet. Tiere mit einfacher Teilung sind potentiell unsterblich (s. S. 6).
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Literatur
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Besonders schön veranschaulichen die Versuche von Ludwig und Ries (Zbl. Gynäk. 1938, Nr 43, 2373) die Gegensätzlichkeit der Geschlechtshormone: Wenn sie Hennen männliches Geschlechtshormon (20 mg Testosteronpropionat) einspritzten, so stellten die Tiere schlagartig die Legetätigkeit ein, der Zustand dauerte 1 Monat. Durch Einspritzungen von 1 mg Oestradioldipropionat in der Woche wurde bei Hahnen die Fruchtbarkeit stark beeinflußt, 81,5% der gelegten Eier waren unfruchtbar. Gleiche Dosen von Oestradioldipropionat, die bei Hennen ohne Einfluß waren, bewirkten bei Hähnen eine weitgehende Atrophie der Hoden.
Nach Buschbeck (Zbl. Gynäk. 1939, Nr 8, 455) soll durch Testosteron eine Schrumpfung der Myome eintreten.
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Berblinger spricht von genitalsubsidiären und extragenitalen Geschlechtszeichen.
Siehe auch Abschnitt: Essentielle (Keimzellen) und akzidentelle (Follikelapparat) Bestandteile der Keimdrüse bei Kapitel: Hormonales Geschlechtssystem.
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Auf die Frage nach der Bedeutung des Plasmas braucht an dieser Stelle nicht näher eingegangen zu werden, weil das Geschlecht ganz sicher durch Kern und Chromosome übertragen wird. Nur so viel sei noch zu der Frage erwähnt: Kern und Plasma unterscheiden sich deutlich in ihrer chemischen Zusammensetzung voneinander (andere Färbbarkeit, anderes Kat- und Anionenverhältnis). Der Kern-Plasma-Relation (R. Hertwig) wird daher bei jeder Zelle große Bedeutung zugeschrieben. Speziell für die Keimzellen haben die Untersuchungen der letzten zwei Jahrzehnte (H. Morgan, W. Johannsen, Conklin, Plate, E. Baur, A. Kühn, F. v. Wettstein) es sehr wahrscheinlich gemacht, daß das Plasma als die Grundsubstanz die allgemeine Gestaltung, die Art der Organe, Polarisation und Symmetrie, kurz das Spezifische der Art, das schwer veränderlich, erbgleich und nicht den Mendelschen Gesetzen unterworfen ist, steuert. Im Kern der Keimzelle sind dagegen, wie allgemein anerkannt wird, die Formverhältnisse der Organe, Farbe, Zeichnung, anatomische und physiologische Charaktere, kurz die Varietäts- und Rassenmerkmale verankert.
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Es wäre daher nicht ganz unmöglich, daß ein und derselbe Stoff, z. B. das schon in niederen Lebewesen vorhandene Follikelhormon, ganz verschieden auf die bekanntlich morphologisch — wie viel mehr noch metastrukturell! — verschiedenen Geschlechts -chromosome sich geschlechtsdifferenzierend auswirkt; Chromsoome und Zellen sind noch wichtiger als Hormone. Auch bei der Grünalge (Chamydomonas eugametos), bei der die Befruchtungscorgänge genau studiert sind, ist das Maßgebende die molekularstrukturelle Beschaffenheit der Geschlechtszelle. Die weibliche Geschlechtszelle wird durch das Überwiegen der labilen Vorstufe (cis-Crocetindimethylester), die männliche Gamete durch das Überwiegen der stabilen Endform (trans-Crocetindimthylester) in den befruchtungsfähigen Zustand versetzt. Man erkennt gerade bei diesem niederstehenden Organismus die ausschlaggebende und spezifische Bedeutung der Struktur, deren Ursprung chromosomal ist. Erst deren Beschaffenheit ist es, die dem chemischen Stoffe eine Angriffs- und Wirkungsmöglichkeit verschafft. Wenn der Schlüssel nicht zum Schlosse paßt, dann hilft er nichts (s. auch S. 58).
Man hat auch von Atavismus gesprochen. Der Ausdruck paßt insofern nicht recht, als es sich um keinen Rückschlag in eine frühere stammesgeschichtliche Entwicklungs-periode mit voller Funktion oder wenigstens Funktionsmöglichkeit handelt, sondern stets um einen mißglückten Versuch, also einen ausgesprochenen pathologischen Zustand.
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Siehe Kermauner: Halban-Seitz, Handbuch der Biologie und Pathologie des Weibes, Bd. 3, S. 282. 1924.
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Besonders deutlich erkennbar und erforscht ist das Zusammenspiel zwischen neuralen und hormonalen Antrieben beim Kaninchen, bei dem bekanntlich der Follikelsprung nur post coitum erfolgt. Westman und Mitarbeiter (Verh. internat. Gynäk. Kongr. Amsterdam 1938, S. 487) konnten nach Durchschneidung des Stiels der Hypophyse und nach Lähmung der sexuellen nervösen Zentren durch Novocainlösung feststellen, daß das gonadotrope Hormon zwar weiter abgegeben, aber nicht mehr produziert wird, daß also die Produktion des Wirkstoffes beim Kaninchen ohne neuralen Einfluß nicht zustande kommt (s. auch S. 69 und 230).
Siehe auch Einwirkung des Lichtes auf Geschlechtsfcätigkeit (S. 251).
Diese Tatsache hat zu einer falschen Meinung geführt, daß auch jederzeit eine Be-fruchtung stattfinden könne. Erst die Untersuchungen von Knaus ergaben, daß beim Menschen genau so wie beim Tier, der Eintritt der Empfängnis nur auf wenige Tage, nämlich auf die Zeit um den Follikelsprung, beschränkt ist.
Klaesi: Schweiz, med. Wschr. 1936, Nr. 46.
Es gibt auch Entartungen durch Not, unzweckmäßige Ernährung, gesundheitsschädliche Arbeit, Gifte usw.
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Seitz, L. (1939). Geschlecht und Fortpflanzung als Problem im allgemeinen. In: Wachstum, Geschlecht und Fortpflanzung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99041-0_2
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