Über sterische Hinderungen

Zusammenfassung

Hofmann²) fand im Jahre 1872, daß bestimmten aromatischen tertiären Aminen die Fähigkeit abgeht, sich mit Alkyljodiden zu quaternären Ammoniumsalzen zu vereinigen. Seit dieser Zeit sind viele analoge Fälle von verschiedenen Forschern gefunden und auch eine Erklärung für diese eigenartige Erscheinung gegeben worden. Man macht die Annahme, daß in irgend einem Molekül jedes Atom um eine Gleichgewichtslage, also um ein bestimmtes Zentrum, Schwingungen ausführt, und daß die Amplitude dieser Vibrationen, im Vergleich mit der Größe des Moleküls selbst, nicht zu vernachlässigen ist. Es ist ersichtlich, daß nach dieser Annahme jedes Atom für seine Bewegung einen größeren Raum in Anspruch nehmen wird, als sein eigenes Volumen beträgt. Wenn wir nun annehmen, daß die Schwingungsbahnen zweier Atome sich kreuzen, daß also z. B. ein Atom in die Vibrationssphäre eines anderen Atoms einbricht, so wird ein Zusammenstoß beider erfolgen und es ist möglich, daß das eine oder das andere zurückgedrängt wird. Man kann vielleicht ein Gleichnis geben, wenn man annimmt, eine Person versucht in einen vollgedrängten Raum zu dringen.

1) Dieses Kapitel gibt einen vollkommenen Überblick über die wichtigsten Untersuchungen auf diesem Gebiete der Storeochemie. Die Leser, welche sich nicht eingehender mit den einzelnen Kapiteln befassen wollen, könncn § 2 bis § 8 übergehen; denn § 1 und § 9 geben eine kurze Übersicht über die allgemeineren Prinzipien dieses Wissenszweiges.