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Zusammenfassung

Wenn es sich bei den Nervösen nur um subjektiv und objektiv unbequeme, störende Charakterzusammenstellungen handelte, so könnte man oft mit Recht sagen, daß es schwer zu entscheiden wäre, was als krank, als gesund, als einfach unfähig, boshaft, gemein, verbrecherisch zu gelten hätte. Man möchte bei einer derartigen Auffassung leicht dazu neigen, alle die genannten, von bestimmten Einheiten des Zusammenlebens abweichenden Eigenschaften in das Gebiet des Krankhaften zu verweisen. Dies wäre tatsächlich schon praktisch unzulänglich, wissenschaftlich störend, manchem Abnormen selbst nicht erwünscht, würde zu keinen nutzbringenden Resultaten führen, sondern höchstens unsere humane Einstellung und vielleichtauch das betonte Verantwortlichkeitsgefühl jedes Einzelnen allen Anderen gegenüber zeigen. Abgesehen davon, daß schon dieses Moment bei der Beurteilung Schwierigkeiten ergeben könnte: was dem einen unbequem ist, braucht es für den Anderen noch lange nicht zu sein. Die verschiedenen Einzelnen stellen ja an das Zusammen- und Einzelleben gänzlich verschiedene Forderungen. Es erweist sich also als notwendig, weitere Differenzierungskennzeichen ausfindig zu machen. Bei körperlichen Krankheiten bezeichnet man als des Krankhaften Hauptsymptome, Hauptmerkmale nicht dasjenige, was von der Norm abweicht, wie zum Beispiel den sechsten Finger, einen abnorm gebauten Appendix, herausragende Zähne, einen zurückweichenden Unterkiefer oder umgekehrt, ein Hundegebiß usw., sondern diejenigen körperlichen Erscheinungen, unter denen der Mensch in irgendeiner Richtung zu leiden hat, die ihn stören, ihn auf irgendwelche Weise behindern. Das kompensierte, also das wieder leistungsfähige Herz zum Beispiel ist dann nicht als krank zu bezeichnen.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Strasser, V. (1921). Die Beziehungskranken. In: Psychologie der Ƶusammenhänge und Beƶiehungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-98999-5_7

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