Zusammenfassung
Trotz der Fortschritte, die unsere Wissenschaft in den letzten Dezennien hauptsächlich dank der von Kraepelin begründeten klinischen Arbeitsweise zu verzeichnen hat, trotz der Erweiterung der Kenntnisse psychologischer Zusammenhänge, der Errungenschaften der Anatomie, Serologie und Genealogie sind doch die letzten ursächlichen Zusammenhänge über Wesen und Entstehung der Psychosen so wenig als je geklärt. Wir sehen wohl, daß die Erbanlage der Persönlichkeit einen wichtigen Faktor darstellt, wir kennen zahlreiche auslösende psychische und somatische Ursachen, wir wissen, daß es ohne Lues keine Paralyse, ohne Alkohol kein Delirium tremens gibt, daß bei den Formen des thyreogenen Irreseins die Störung der Schilddrüsentätigkeit essentiell ist; wir glauben annehmen zu müssen, daß bei den Infektionspsychosen, den urämischen Psychosen toxische Produkte eine Rolle spielen, aber wir kennen sie nicht, wir kennen die Zusammenhänge nicht und sind gerade bei den drei wichtigsten und häufigsten Krankheitsformen, dem manisch-depressiven Irresein, der Dementia praecox und der genuinen Epilepsie auf bloße Vermutungen angewiesen. Daß in dieser Richtung uns die rein klinische oder psychologische Betrachtungsweise zum Ziele führen wird, ist wohl wenig wahrscheinlich, namentlich für die Erkrankungen, die in ihren Ausgängen zu geistigen Schwächezuständen und Verblödung führen. Außer dieser ätiologischen Richtung hat die Somatologie der Psychosen noch ein Ziel: die Sicherung der Diagnose.
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Wuth, O. (1922). Einleitung. In: Untersuchungen Über die Körperlichen Störungen Bei Geisteskranke. Monographien Aus Dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 29. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-98940-7_1
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