Zusammenfassung
Rund 95% der reifen Neugeborenen passen sich nach Geburt rasch und unauffälllig an. Da die Geburt eines Kindes für Mutter und Kind ein sehr prägendes und gefühlsintensives Erlebnis ist, sollte unter sorgfältiger Beobachtung der kindlichen Adaptation so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig in das physiologische Geschehen eingegriffen werden. Damit andererseits aus einer unerwarteten Anpassungsverzögerung keine lebensbedrohliche oder organgefährdende Hypoxiesequenz mit Folgeschäden entsteht, ist ein pathophysiologisch begründetes und rasches Handeln gefordert.
Unmittelbar nach Geburt erfolgt eine Soforteinschätzung des Neugeborenen anhand der Parameter Atmung, Herzschlag und Hautfarbe, um über die Notwendigkeit von Reanimationsmaßnahmen entscheiden zu können. Das unauffällige Neugeborene wird nach Abnabeln und Abtrocknen zur ersten Kontaktaufnahme und zum ersten Anlegen der Mutter übergeben. Der Geburtshelfer führt nach 1, 5 und 10 min den Apgar-Test und im Alter von rund 15 mm die Erstuntersuchung U1 durch.
Verschiedene Schweregrade der Anpassungsstörungen sind gekennzeichnet durch verzögertes Einsetzen der Atmung, Bradykardie, Blässe oder Zyanose, reduzierten Muskeltonus und verzögerte oder fehiende Reflexe. Eine heute nur noch selten vorkommende perinatale Asphyxie ist durch die biocheinischen Folgen von Hypoxie und Hyperkapnie infolge Unterbrechen der Atmung und gleichzeitige schwere klinische Beeinträchtigung mit neurologischen Folgen gekennzeichnet.
Das anpassungsgestörte Neugeborene wird nach dein Abnabeln abgetrocknet, abgesaugt und stimuliert. Abhängig vom Einsetzen der Atmung und der Normalisierung des Hautkolorits wird Sauerstoff vorgehalten oder per Maske beatmet. Bei schwerster Anpassungsstörung oder Asphyxie muß eine pulmonale oder kardiopulmonale Reanimation mit Herzdruckmassage und Intubation sowie Adrenalingabe und Volumensubstitution erfolgen. Krankheitsbilder wie die Aspiration, die Zwerchfellhernie und akuter Blutverlust müssen erkannt und Sofortmaßnahmen eigeleitet werden.
Frühgeborene sind aufgrund ihrer Organunreife prädisponiert für eine Maladaptation mit Folgeschäden. Gelingt die antepartale Verlegung der Schwangeren in ein Perinataizentrum nicht mehr, müssen beim unreifen Kind Hypoxie, Acidose, Unterkühlung und Hypoglykämie vermieden werden. Untergewichtige Neugeborene müssen wegen ihrer Neigung zu Trinkschwäche, Hypoglykämie, Hypokalzämie, Hypothermie, verstärkter Gewichtsabnahme und erhöhtein Infektionsrisiko besonders gut überwacht werden.
Das gesunde Neugeborene verbleibt in der Regel in den ersten Lebenstagen mit der Mutter im Krankenhaus. Die bevorzugte Ernährung ist die Brusternährung. Jedes Neugeborene soilte eine Vitamin-K- und Vitamin-D-Prophylaxe erhalten und ein Stoffwechseiscreening durchlaufen. Bevor die Mutter mit ihrein Neugeborenen nach Hause geht, soilte sie über Ernährung, Pflege, Schlaflage, Vitamingabe und weitere Vorsorgeuntersuchungen beraten werden.
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Zimmermann, A. (2000). Primäre Reanimation. In: Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M. (eds) Geburtshilfe. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-98004-6_46
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