Arbeitslosigkeit und Beschäftigungspolitik

Zusammenfassung

Die Arbeitslosigkeit gehört weltweit zu den schwerwiegendsten und nach wie vor ungelösten ökonomischen Problemen. Neben der Eindämmung von Inflation sowie der Schaffung eines adäquaten Ordnungsrahmens für ein sozial und ökologisch verträgliches Wirtschaftswachstum zählt die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu den Hauptaufgaben der Wirtschaftspolitik. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg - insbesondere vor dem Hintergrund einer relativ geringen Arbeitslosigkeit in den 50er und 60er Jahren - glaubte man lange Zeit, ein geeignetes wirtschaftspolitisches Instrumentarium zu besitzen, um einen hohen Beschäftigungsstand zu gewährleisten und aufkommende Beschäftigungskrisen kurzfristig zu bannen. Der beschäftigungspolitischen Euphorie folgte jedoch in den 70er Jahren die ernüchternde Erkenntnis, daß das herkömmliche Instrumentarium offenbar nicht geeignet ist, dem Problem der in diesen Jahren stark zunehmenden und lang anhaltenden Arbeitslosigkeit Herr zu werden. Diese Erfahrung führte zu einer kritischen Revision der makroökonomischen Theorie und zu einer Neuorientierung in der Beschäftigungspolitik. Die in den ersten Nachkriegsjahren dominierende keynesianische Theorie, die in der Arbeitslosigkeit vor allem ein nachfrageseitiges, kurzfristig lösbares Problem sah und der Inflation kaum Aufmerksamkeit schenkte, wurde zunächst von der neoklassischen Theorie zurückgedrängt, die die angebotsseitigen, langfristigen Aspekte der Arbeitslosigkeit in den Vordergrund rückte und den engen Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit deutlich machte. Diese theoretische Bewegung blieb nicht ohne Einfluß auf die praktische Beschäftigungspolitik: Die herkömmliche nachfrageorientierte Politik wurde abgelöst oder zumindest ergänzt durch eine angebotsorientierte Politik, die vor allem auf eine Stärkung der marktwirtschaftlichen Selbstheilungskräfte gerichtet war.