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Zusammenfassung

Diese Verse schrieb Goethe am 7. September 1789 in das Stammbuch des berühmten Silhouetteurs Friedrich Anthing, der damals durch Weimar reiste, um die Herzogsfamilie und Goethe im Schattenbild zu verewigen. Die Verse sind gleichzeitig charakteristisch für den Doppelsinn des Schattenbildes und für Goethes Verhältnis zum Tod. Seit je wird das körperlose Fortbestehen der Abgeschiedenen durch die Vorstellung ihrer Schatten bezeichnet. Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts das nach dem Franzosen Silhouette benannte Schattenrißbild in Europa Mode wurde, lag der durch die Bedeutung des Schattens gegebene Doppelsinn solcher Bildnisse nahe. Goethe war er unmittelbar bewußt. Das löste die im Sinne des französischen „Esprit“ witzigen Verse aus, die aber unüberhörbar auch die Frage nach dem Fatum berühren. Gerade mit seiner in jenen Jahren vollzogenen Hinwendung zur Antike hatte Goethe auch deren ehrfürchtige Furcht vor dem Schicksal übernommen. So sind die Verse unter dem eigenen Schattenbild zugleich ein Spruch im Sinne eines „Apotropaion“, eines Abwehrzaubers, um nicht durch bloße Unterschrift den eigenen Tod zu berufen. Ja, man darf sagen, daß im Grunde der witzige Vergleich zwischen den Schattenreichen Proserpinens und Anthings nur möglich wurde, weil im Anblick des eigenen Schattenbildes der Tod ins Bewußtsein trat und eine Abwehr nötig machte, die mit Hilfe des „Esprit“ gelang.

Es mag ganz artig seyn wenn Gleich und Gleiche

In Proserpinens Park spazieren gehn,

Doch besser scheint es mir im Schattenreiche

Herrn Antings sich hieroben wiedersehn.

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Literature

  1. Der junge Goethe. Neu bearbeitete Ausgabe in fünf Bänden. Hrsg. v. Hanna Fischer-Lamberg. Bd. I, S. 252, Berlin 1963 (= Briefgedicht an Friederike Oeser vom 6.11.1768).

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  2. Die letzte Krankheit Goethe’s beschrieben und nebst einigen andern Bemerkungen über denselben mitgetheilt von Dr. Carl Vogel, Großherzogl. Sächsischem Hofrathe und Leibarzt zu Weimar. Repro-Druck „Den Freunden Goethes gewidmet von der E. Merck AG, Darmstadt“, Hrsg. v. Dr. med. Fritz Ebner. „Darmstadt, 28. August 1961“, S. 13.

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  8. WA IV, 19, 8.

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  9. WA III, 5, 239.

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  15. ebd. S. 279.

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  16. ebd. S. 279.

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  18. Gs Gespräche (Herwig): III/2, S.676.

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  19. ebd. S. 676.

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  22. Gs Gespräche (Herwig): II, 9.

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  23. Vgl. Anmerkung 11.

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  26. Vgl. dazu: Franz Rademacher: Goethes letztes Bildnis. Krefeld 1949 und: J. Göres: Friedrich Prellers Zeichnung „Goethe auf dem Totenbett“. Ein Geschenk für das Goethe-Museum Düsseldorf. In: Goethe-Jahrbuch, Bd. 93 (1976), S.221 ff.

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  27. Vgl.Gs Gespräche (Herwig): III/2, 781. Die Frage nach der Ursache dieses Faktums warf, nachdem Eduard Spranger 1932 („Goethe als Greis“. In: Jb. d. Goethe-Ges. Bd. 18 [1932], S. 193) darauf hingewiesen hatte, Henry D. von Witzleben (Palo Alto, Californien) in einem vor dem Goethe-Institut in San Francisco gehaltenen Vortrag auf. Trotz einer eingehenden Korrespondenz zwischen dem Autor, dem Goethe-Museum Düsseldorf und Willy Handrick (Goethe-Nationalmuseum Weimar) konnte bisher keine befriedigende Antwort gegeben werden.

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  28. HA 9, 583.

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  29. ebd.

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  30. ebd., S. 585.

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  31. WA IV, 2, 31.

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  32. HA 6, 14.

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  33. HA 3, 29 (V. 710 f.).

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  34. WA IV, 23, S. 185 f. (3. 12. 1812). Überaus bedeutungsvoll — auch im Hinblick auf unsere Zeit — erscheint Goethes anschließende Reflexion: „Wenn man sieht, wie die Welt überhaupt und besonders die junge, nicht allein ihren Lüsten und Leidenschaften hingegeben ist, sondern wie zugleich das Höhere und Bessere an ihnen durch die ernsten Thorheiten der Zeit verschoben und verfratzt wird, so daß ihnen alles, was zur Seligkeit führen sollte, zur Verdammniß wird, unsäglichen äußern Drang nicht gerechnet, so wundert man sich nicht über Unthaten, durch welche der Mensch gegen sich selbst und andere wüthet.“

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  35. Vgl. Anmerkung 2. Dort: S. 11.

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  36. ebd.

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  37. Gs Gespräche mit Eckermann: 2.5.1824.

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  38. u.flgd.: Gs Gespräche (Herwig): II, 772ff.

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  39. HA 6, 57.

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  40. HA 6, 490; dazu ebd. 707: Anmerkungen zu 488, Zeile 29ff.

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  41. HA 3, 359 (=V. 11 936 f.).

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  42. WA IV, 6, 20 (Goethe an Lavater, 29. 7.1782).

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  43. „Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst“(Maximen und Reflexionen Nr. 201, In: Schriften der G.-Ges. Bd. 21 (1907).

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  44. so z. B. am 30. 7.1827 = WA III, 11, 92.

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  45. u. flgd.: WA IV, 49, 283 (= an Wilhelm von Humboldt).

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  46. Goethe-Bibliographie. Begründ. v. H. Pyritz, fortgef. v. H. Nicolai u. G. Burkhardt (2 Bde.), Heidelberg 1955ff., Stichwort „Tod und Unsterblichkeit“: Bd. I, Nr. 6225–6233, Bd. II, Nr. 1171.

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© 1978 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag GmbH & Co. KG, Darmstadt

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Göres, J. (1978). Goethes Gedanken über den Tod. In: Jansen, H.H. (eds) Der Tod in Dichtung, Philosophie und Kunst. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97763-3_20

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-97763-3_20

  • Publisher Name: Steinkopff

  • Print ISBN: 978-3-642-97764-0

  • Online ISBN: 978-3-642-97763-3

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