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Stabilisierungspolitische Strategien bei beschränkter Kenntnis des „wahren“ Modells

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Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

Zusammenfassung

Die Ansichten über den Stellenwert der Stabilisierungspolitik, die Möglichkeiten und Grenzen ihres Einsatzes sowie ihre kurz- und mittelfristigen Wirkungen sind selbst zyklischen Schwankungen unterworfen: Auf Zeiten, in denen die Stabilisierungspolitik von Erfolg zu Erfolg eilt, folgen Perioden, in denen überhaupt nichts geht; auf das selbstbewußte „Konjunktur ist nicht unser Schicksal, Konjunktur ist unser Wille“ (Karl Schiller) der sechziger Jahre folgte mit einer gewissen Zwangsläufigkeit der Katzenjammer des „überhaupt nichts mehr geht“ der späten siebziger und der achtziger Jahre. Maßgebend für diese Wellen ist der wechselnde Grad an Unsicherheit, an Vorhersehbarkeit der Entwicklungen wie der Verhaltensweisen. Beides sind sich selbst verstärkende Prozesse: In Phasen relativer Sicherheit lassen sich Entwicklungen und Verhaltensweisen relativ leicht vorhersehen, das „Modell“ ist „bekannt“; Entwicklungen und Verhaltensweisen ändern sich vor allem deshalb wenig, weil kaum etwas Unerwartetes, Nicht-Vorhergesehenes eintritt, und selbst wenn das einmal der Fall sein sollte, werden diese Störfaktoren als zufällige force majeure betrachtet, die zu keinen Verhaltensänderungen Anlaß gibt. Ganz anders in Perioden großer Unsicherheit, in denen sich Entwicklungen und Verhaltensweisen eben nicht vorhersehen lassen, die Akteure demgemäß laufend von unerwarteten Entwicklungen getroffen werden, auf die sie hektisch oder gar nicht, konventionell oder unkonventionell reagieren können; dadurch aber perpetuieren sie die mangelnde Vorhersehbarkeit von Entwicklung und Verhaltensweisen. In diesem Sinne ist Stabilisierungspolitik stets dann unumstritten und auch wirksam, wenn sie eigentlich gar nicht nötig wäre oder jedenfalls nicht dringend nötig ist, wogegen sie immer dann höchst umstritten und fragwürdig ist, wenn sie am dringendsten benötigt wird. Mit anderen Worten: Bei Sicherheit, selbst bei Vorliegen von Risiko, kennt die Wirtschaftspolitik das Modell der Volkswirtschaft und die Verhaltensweisen der Betroffenen und kann mit Hilfe des kontrolltheoretischen Instrumentariums die optimale Stabilisierungspolitik konzipieren; die Modelle mögen kompliziert sein (siehe etwa Preston/Pagan 1982), aber das Problem ist modelltheoretisch grundsätzlich lösbar. Bei Unsicherheit kennt hingegen auch die wirtschaftspolitische Instanz Modell- und Verhaltensweisen bloß beschränkt, und selbst die Analyse, geschweige denn die Prognose ist unsicher; selbst welche Ziele zu welchem Grad erreicht werden sollen und können, ist strittig. Welche Strategien kann und soll die Stabilisierungspolitik in einer solchen Situation wählen?

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© 1995 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Tichy, G. (1995). Stabilisierungspolitische Strategien bei beschränkter Kenntnis des „wahren“ Modells. In: Konjunkturpolitik. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97642-1_20

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-97642-1_20

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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  • Online ISBN: 978-3-642-97642-1

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