Die Chemotherapie maligner Tumoren

Zusammenfassung

Da der Verlauf der meisten bösartigen Erkrankungen weniger durch die lokale Geschwulst als vielmehr durch die Disseminierung bestimmt wird, ist es verständlich, daß neben den etablierten Methoden der Lokalbehandlung — Operation und/oder Bestrahlung — die systemische Therapie inzwischen einen gesicherten und wichtigen Platz bei der interdisziplinären Krebsbehandlung eingenommen hat. Klammert man die bei gewissen hormonabhängigen Tumoren ebenfalls systemisch wirkende Hormontherapie aus, versteht man unter Chemotherapie im engeren Sinne die Applikation von Substanzen, die durch Eingriff in den Zellstoffwechsel und die Zellteilung entweder zytostatisch oder zytolytisch wirken. Somit trägt die Chemotherapie des Krebses zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorwiegend antiproliferativen Charakter und ist deshalb bevorzugt bei rasch wachsenden Geschwülsten wirksam, während die theoretischen Möglichkeiten einer Beeinflussung des Tumors durch Veränderung der nutritiven Versorgung (z. B. “microenvironment”) oder durch Veränderung der Metastasierung, aber auch die Versuche, mangelhaft differenzierte Tumorzellen medikamentös zu einer Differenzierung zu veranlassen, vorläufig noch keine praktische Bedeutung erlangt haben. Auch die praktische Bedeutung einer systemisch anwendbaren Immunbehandlung oder einer Therapie mit sog. Mediatorsubstanzen wie Interferonen oder Interleukinen ist derzeit noch begrenzt.