Zusammenfassung
„Man hat oft behauptet, daß der Konjunkturzyklus im Aussterben oder gar schon tot sei. Um die Jahrhundertwende, also vor sechzig Jahren, galt allgemein die Meinung, der Zyklus habe infolge der Konzern- und Kartellbildung an Schärfe verloren. Diese Theorie erwies sich allerdings bald als illusorisch. Im Jahre 1926 erklärte R. G. Hawtrey — jetzt Sir Ralph Hawtrey — in einem vielbeachteten Artikel, daß der Zyklus mit der Abkehr vom automatischen Goldstandard aufgehört habe zu bestehen: „Zur Zeit gibt es keinen Konjunkturzyklus.“ Im Verlauf der zwanziger Jahre, deren Merkmal einigermaßen stabile Preise waren, war viel die Rede von einem „neuen Zeitalter“. In weiten Kreisen glaubte man, daß mit Hilfe der Währungspolitik, des Strebens nach Stabilerhaltung des Preisniveaus, dem Konjunkturzyklus ein für allemal ein Ende bereitet worden sei. Auch während der großen Depression in den dreißiger Jahren glaubte man an ein Ende des Zyklus, an eine sekuläre Stagnation. Die gleiche naive Extrapolation der jeweiligen zyklischen Phase findet man während jedes lang andauernden Aufschwungs oder Abschwungs. Dies gilt auch für die fast ununterbrochene Wohlstandsperiode nach dem Zweiten Weltkrieg. Einer der bedeutendsten amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler, der kürzlich verstorbene Professor S. H. Slichter, der einen ausgezeichneten Ruf als Prognostiker der wirtschaftlichen Entwicklung in Amerika genoß, hat oft die Ansicht vertreten, daß wir nunmehr endgültig den Konjunkturzyklus besiegt haben oder daß der Konjunkturzyklus im Zusammenbrechen sei. . . . Will man eine Antwort auf die Frage geben, ob es noch einen Zyklus gibt oder nicht, muß klar gesagt werden, an welche Art von Schwankungen gedacht wird.“1
The fault, dear Brutus, is not in our stars, — but in ourselves.
W. Shakespeare
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References
G. Haberler: Gibt es noch einen Konjunkturzyklus? Der Volkswirt Nr. 52-53/60, S. 69.
Haberler Konjunkturzyklus a.a.O. S. 73. (Hervorhebungen im Original)
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Tichy, G.J. (1976). Ausblick. In: Konjunkturschwankungen. Heidelberger Taschenbücher, vol 174. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-96306-3_10
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