Hypothyreosen — Strumen — Thyreoiditiden

Zusammenfassung

Die Funktion der menschlichen Schilddrüse ist in der Norm auf ein gewisses Niveau eingestellt, auf dem — weitgehend nach dem peripheren Bedarf sich ausrichtend — die Mehrzahl der Stoffwechselvorgänge in einem harmonischen Gleichgewicht abläuft. Man ist versucht, diese Einstellung mit der Einstellung eines Blasebalgs zu vergleichen, der in einem Verbrennungssystem eine bestimmte Temperatur garantiert. Das Nachlassen der zusätzlichen Luftzufuhr führt zu einer Drosselung der Stoffwechsel- und Verbrennungsabläufe, Vermehrung zu einer Steigerung. Von der als normaler Spielraum zu bezeichnenden individuell bedingten Streubreite bis zum völligen Versiegen der Schilddrüsenfunktion liegt eine nicht unerhebliche Strecke, so daß das Nachlassen der Schilddrüsenfunktion bis zu ihrem völligen Aufhören eine quantitativ erfaßbare Skala des klinischen Gesamtbildes Hypothyreose liefert. Bei völligem Versiegen der Schilddrüsenfunktion ist das Leben zwar möglich, aber es bietet sich dem Beobachter ein Bild, das als Vollmyxödem letzten Endes ein Minimum an spontaner Vitalität darstellt. Da, wie mein verehrter Lehrer Magnus Levy (1893) gezeigt hat, die Funktion der Schilddrüse am einfachsten durch das im Grundumsatz dargestellte Integral aller Verbrennungsvorgänge bestimmt werden kann, ist diese untere Grenze, d. h. völlige Ausschaltung jeglicher Schilddrüsenfunktion, wohl bekannt. Sie liegt bei einer Grundumsatzsenkung von etwa 40%, d. h. bei 60% des Normalbedarfs. Das Vollmyxödem stellt gewissermaßen einen Modellfall zur Abklärung zahlreicher unter dem Einfluß der Schilddrüsenhormone gesteuerter Stoffwechselumsätze dar, aus deren Normalisierung und eventuell Übersteigerung sich weite Schlüsse über die Physiologie der Schilddrüse und ihren Mechanismus ablesen lassen können. Dieses spiegelt sich auch in der Vielheit der Symptomatologie der Hypothyreose wider.