Allgemeine Pathologie des Bindegewebes

Zusammenfassung

Wer in alten Büchern der Anatomie blättert, wird häufiger als heute der begrifflichen Unterscheidung von Parenchym und Mesenchym der Organe begegnen. Die Pathologie spricht auch heute noch von Mesenchym schlechthin im Sinne von Bindegewebe und setzt den Begriff des Parenchyms demjenigen des Mesenchyms gegenüber. Zusätzlich dehnt sie ihn auf das Funktionelle aus und spricht von parenchymalen und mesenchymalen Reaktionen. So sind Hepatose und Nephrose Parenchymerkrankungen, die Hepatitis und Nephritis hingegen Mesenchym-krankheiten der Organe. Die generalisierte Beteiligung des Bindegewebes an Krankheitszuständen hat immer wieder den Gedanken an die Existenz von Systemerkrankungen desselben entstehen lassen. Dieser ist an sich schon alt, sein Urheber ist der Franzose Bichat; er unterschied im Organismus verschiedene Arten von Geweben, und er unterstellte jeder Gewebsart ihre besondere Reaktionsform, damit gleichzeitig zum Ausdruck bringend, daß gleiche Gewebe im Gesamtorganismus in generell gleicherweise erkranken können (6). Eines dieser seiner Gewebssysteme ist das système oder tissu cellulaire, dessen Begriff noch heute in dem Ausdruck Zellgewebsentzündung, der deutschen Übersetzung für Phlegmone, lebendig ist, wobei aber die Zelle nichts anderes als Hohlraum zwischen Fasern und Lamellen und nicht die Zelle im Sinne von Schleiden und Schwann bedeutet.