Anatomie und topographische Anatomie der weiblichen Genitalien

Zusammenfassung

Gegenstand der Gynäkologie ist die Erkenntnis der physiologischen und pathologischen Zustände des weiblichen Körpers, insoweit sie sich auf die Generationsorgane der Frau erstrecken oder durch diese Organe im übrigen Körper ausgelöst werden, schließlich insoweit, als Zustände und Veränderungen des Körpers die Generationsorgane beeinflussen oder in Mitleidenschaft ziehen. Die wechselseitigen Beeinflussungen zwischen Geschlechtsorgan und Körper sind nicht nur im physiologischen Dasein der Frau von ungeheurer Bedeutung, sondern sie bringen es auch mit sich, daß die gegenseitige Abgrenzung zwischen Körper- und Genitalerkrankung oft eine schwierige wird. War es schon seit langem bekannt, daß das Befinden des Gesamtindividuums in vielfacher Abhängigkeit von der Physiologie und der Pathologie des Genitales steht, daß umgekehrt das Befinden des Körpers auf das physiologische Geschehen innerhalb des Genitales von Bedeutung ist, so hat dieses gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis noch an Interesse gewonnen durch die Erkenntnis des hormonalen Zusammenhanges der Drüsen mit innerer Sekretion. Auf dem Wege der Drüsen mit innerer Sekretion vollzieht sich eine so weitgehende Einwirkung zwischen Körper und Genitale, daß der physiologische Genitalkomplex sich eigenthch auf das ganze Individuum erstreckt und jede Abgrenzung im Sinne einer isolierten Betrachtung, sei es des Genitales oder des Körpers, als eine künstliche erscheinen läßt. Dies gilt natürlich nicht nur für das weibliche, sondern auch für das männliche Individuum, nur tritt bei ersterem diese Abhängigkeit deshalb mehr in Erscheinung, weil die physiologischen und pathologischen Manifestationen leichter zu erkennen und daher länger bekannt sind.