Zusammenfassung
Die am meisten zitierte Tabelle aller bisher erschienenen Arzneiverordnungs-Reporte [z.B. 8], in der die Arzneimittelgruppen mit umstrittener Wirksamkeit aufgelistet werden, ist die mit den pflanzlichen Arzneimitteln: So werden pflanzliche Kardiaka und pflanzliche Psychopharmaka direkt genannt, bei anderen aufgeführten Gruppen ist bekannt, daß sich darin eine hohe Anzahl an Phytopharmaka oder Phytotherapeutika befinden. Zu nennen sind hier z.B. verdauungsunterstützende Mittel (Karminativa), gallenflußfördernde Mittel (Cholagoga), durchblutungsfördernde Mittel, hustenlösende Mittel (Expektoranzien), Immunstimulanzien, Lebertherapeutika, Prostatamittel oder Urologika. Allein der Verordnungsreport bleibt die Bewertung solcher Mittel in den meisten Fällen schuldig, außer einigen allgemeinen Hinweisen auf die zweifelhafte therapeutische Wirksamkeit finden sich kaum brauchbare Kriterien für eine differenzierte Beurteilung, die zum Beispiel Ärztinnen und Ärzten in der Auswahl pflanzlicher Mittel helfen könnten. Dies hat sicherlich auch mit dem Mangel an wissenschaftlicher Evidenz für viele pflanzliche Arzneimittel zu tun: Klinisch aussagefähige Studien fehlen häufig, der Verweis auf die traditionelle Anwendung bleibt bei vielen Präparaten das Einzige, mit dem eine vermeintliche Wirksamkeit belegt wird. Dies steht nun ganz im Gegensatz zu Forderungen von Experten, die sich für eine auch zukunftsfähige Basis der Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung einsetzen. So schreiben z.B. Volker Schulz und Rudolf Hänsel im Vorwort ihres Buches „Rationale Phytotherapie — Ratgeber für die ärztliche Praxis“: „Trotz abweichender Verankerung im Deutschen Arzneimittelgesetz von 1976 ist die Behandlung mit pflanzlichen Arzneimitteln keine ,besondere Therapierichtung’, sondern eine naturwissenschaftliche prüf- und begründbare Behandlungsmethode, in der die moderne Pharmakotherapie ihre Wurzeln hat. Wie für jedes andere Arzneimittel gilt auch für Phytopharmaka, daß der Kenntnisstand über Wirksamkeit und Unbedenklichkeit um so besser sein sollte, je häufiger das Mittel angewendet wird“ [7].
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Literatur
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© 1998 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG, Darmstadt
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Glaeske, G. (1998). Pflanzliche Arzneimittel — mehr Tradition als Rationalität?. In: Loew, D., Rietbrock, N. (eds) Phytopharmaka IV. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-95997-4_14
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