Zusammenfassung
Diese Inschrift an der jüdischen Gedenkstätte Yad Washem in Jerusalem und die Mahnung, nicht zu verdrängen, sondern hinzuhören und die Wahrheit auszuhalten und in den Lebenskontext zu integrieren, hat auch für das Inzesttrauma nichts an Gültigkeit verloren. Wir Deutsche haben im Land der Täter nicht nur in bezug auf den Holocaust unrühmliche Erfahrungen mit gesellschaftlichen Verdrängungsmechanismen gemacht. Die individuellen und kollektiven Reaktionen auf die Realität der Vernichtungslager und auf die sexuellen Ausbeutungen im Schoß der Familie weisen frappante gemeinsame Strukturen der Verdrängung auf. Unverständnis gegenüber den tiefgreifenden Störungen im seelischen Erleben der Betroffenen bis hin zur drastischen Einfühlungsverweigerung sind immer dort anzutreffen, wo von Holocaust und Inzest die Rede ist. Immer noch sind Verleugnung und Bagatellisierung typische Verdrängungsmechanismen, um nicht wissen zu wollen, was wir längst wissen können und immer noch scheinen wir uns aus dem verdrängten Wissen kein Gewissen zu machen.
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Wirtz, U. (1995). Inzest als Trauma. In: Buchheim, P., Cierpka, M., Seifert, T. (eds) Teil 1 Konflikte in der Triade Teil 2 Spielregeln in der Psychotherapie Teil 3 Weiterbildungsforschung und Evaluation. Lindauer Texte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-95727-7_9
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