Zusammenfassung
Nach der Entdeckung der frühkindlichen Sexualität durch Freud, galt zunächst der Ödipuskomplex als der Ur-Grund der weiteren Entwicklung und als Ur-Sache späterer Neurosen. Aber in den 100 Jahren, die auf Freuds Entdeckung folgten, ist die Erkenntnis nicht stehen geblieben. Das Kind tritt nicht als tabula rasa in den Ödipuskomplex ein. Denn bereits in den dem Ödipus vorausgehenden Entwicklungsphasen werden im Zusammenstoß (Konflikt) zwischen dem Kind und der Umwelt, seiner Pflegeperson - insbesondere seiner Mutter - Strategien erworben, die eine mehr oder weniger gute Konfliktbewältigung ermöglichen. Die klassische Analyse hat das, allein vom Kind ausgehend, so dargestellt: Es gibt ein Triebgegensatzpaar, nämlich Libido und Aggression. Die Triebe geraten miteinander in Konflikt und werden dann durch Neutralisierung, Kompromißbildung, durch Abwehr, Symptombildung etc. verarbeitet. Im Zuge der Triebkonfliktbewältigung kommt es zur Differenzierung ganz bestimmter Strukturen: Aus der undifferenzierten Triebmatrix des Es differenziert sich das Ich, das als Vermittler zwischen den Triebwünschen und deren Erfüllung oder Verhinderung durch die Umwelt fungiert. Beim Untergang des Ödipuskomplexes entsteht als dritte Instanz das Über-Ich, in dem die verinnerlichten Werte, Gebote und Verbote der Umwelt enthalten sind.
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Köhler, L. (1995). Ursachen späterer Konflikte im ersten Lebensjahr. In: Buchheim, P., Cierpka, M., Seifert, T. (eds) Teil 1 Konflikte in der Triade Teil 2 Spielregeln in der Psychotherapie Teil 3 Weiterbildungsforschung und Evaluation. Lindauer Texte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-95727-7_6
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