Zusammenfassung
Über die Aufgaben des modernen Staates kann — von der ökonomischen Diskussion und anderen möglichen Aspekten abgesehen — auf dreierlei Weise oder auf drei verschiedenen Ebenen gesprochen werden.2 Zum einen ist es denkbar, unser Thema historisch-empirisch anzugehen und nach denjenigen Funktionen zu fragen, welche die in der Folge der religiösen Bürgerkriege in Europa sich herausbildenden politischen Systeme im Vergleich mit älteren und anderen Herrschaftsorganisationen typischerweise tatsächlich erfüllen. Dabei könnte man die Untersuchung der Gegenstände, um die sich die Regierungen hauptsächlich kümmern, natürlich auch auf die Staatengeschichte nach der Französischen Revolution eingrenzen, wenn man — wofür sehr viel spricht — die Epochenschwelle politischer Modernität erst hier ansetzt.3 Doch wäre dabei das Augenmerk stets mehr auf die Verwaltungsgeschichte und die Staatspraxis zu richten als auf die Verfassungsund politische Ideengeschichte mit ihren Postulaten und Proklamationen.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Vgl. Staatszielbestimmungen/Gesetzgebungsaufträge, Bericht der Sachverständigenkommission, hrsgg. v. BMI und BMJ, 1983, S. 130 ff.; H. Sendler, Grundprobleme des Umweltrechts, in: JuS 1983, S. 255 ff. (258, 259 f.); “Aufnahme des Umweltschutzes als Staatszielbestimmung in das Grundgesetz?”, Öffentliche Anhörung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 28. Mai 1984, in: Argumente, hrsgg. v. W. Schäuble, Bonn Oktober 1984; Protokoll der öffentlichen Anhörung in der gemeinsamen Sitzung des Rechtsausschusses und des Ausschusses für Innere Angelegenheiten des Bundesrates v. 10. 6. 1985, S. 4 ff.; H. H. Rupp, Ergänzung des Grundgesetzes um eine Vorschrift für den Umweltschutz?, in: DVB1. 1985, S. 990 f. (992); L. Michel, Staatszwecke, Staatsziele und Grundrechtsinterpretation unter besonderer Berücksichtigung der Positivierung des Umweltschutzes im Grundgesetz, 1986, S. 269 ff.; Protokoll der öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages v. 14. 10. 1987, S. 2 ff. mit Anlage: Stellungnahmen zur Anhörung am 14. 10. 1987, S. 1 ff.; A. v. Mutius, Staatszielbestimmung “Umweltschutz”, in: WiVerw 1987, S. 51 ff. (52 ff.); U. Karpen, Grundgesetz, Konsens und Wertewandel, in: JuS 1987, S. 593 ff. (597); D. Murswiek, Umweltschutz - Staatszielbestimmung oder Grundsatznorm?, in: ZRP 1988, S. 14 ff.; M. Kloepfer, Umweltschutz und Verfassungsrecht, in: DVB1. 1988, S. 305 ff. (311 ff.); K. Stern, Zur Aufnahme eines Umweltschutzstaatsziels in das Grundgesetz, in: NWVB1. 1988, S. 1 ff.; J. Isensee, Gemeinwohl und Staatsaufgaben im Verfassungsstaat, in: Handbuch des Staatsrechts, hrsgg. v. dems. u. P. Kirchhof, Bd. III, 1988, S. 3 ff. (59 ff.); krit. U. Karpen, Zu einem Grundrecht auf Umweltschutz, in: Umweltschutz im Recht, hrsgg. v. W. Thieme, 1988, S. 9 ff. (21 ff.).
Siehe dazu U. Scheuner, Staatszielbestimmungen, in: FS f. E. Forsthoff, 1972, S. 325 ff. (340 ff.).
Vgl. R. Koselleck, ‘Neuzeit’. Zur Semantik moderner Bewegungsbegriffe, in: Studien zum Beginn der modernen Welt, hrsgg. v. dems., 1977, S. 264 ff., auch in: ders., Vergangene Zukunft — Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, 2. Aufl. 1984, S. 300 ff.; St. Skalweit, Der Beginn der Neuzeit, 1982, S. 4, 135 ff.
Vgl. K. Hespe, Zur Entwicklung der Staatszwecklehre in der deutschen Staatsrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, 1964, S. 73 f.; im einzelnen dazu G. Jellinek, Allgemeine Staatslehre, 7. Neudr. der 3. Aufl. 1960, S. 184 ff.; R. Zippelius, Allgemeine Staatslehre, 10. Aufl. 1988, S. 110 ff. — Fortführung der vernunftrechtlichen Staatszweck- und -aufgabenlehre jetzt durch R. Brandt, Über die einzig mögliche Aufgabe des Staates: Die globale Rechtsverwirklichung, in: Der Staat 27 (1988), S. 505 ff.
Differenzierend dazu M. Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, 1. Bd., 1988, S. 113 ff., 342 ff., 352 ff.
Vgl. U. Scheuner, Der Beitrag der deutschen Romantik zur politischen Theorie, 1980, S. 13 mit Anm. 22 und S. 25 mit Anm. 56.
Vgl. A. Anger, Literarisches Rokoko, 2. Aufl. 1968, S. 30 ff., 56 ff., 61 ff.; H. Zeman, Die deutsche anakreontische Dichtung, 1972, S. 207 ff.
Johann Peter Uz, Sämtliche poetische Werke, hrsgg. v. A. Sauer, 1890, S. 112. Vgl. dazu E. Petzet, Johann Peter Uz, Neue Ausg. v. Th. Stettner, 1930, S. 71 ff. (88 f.).
Chr. Wolff, Grundsätze des Natur- und Völckerrechts, Aalen 1980 (Nachdr. der Ausg. Halle 1754), S. 729 (§ 1017). Das folgende Zitat ebd. S. 735 f. (§ 1924 recte § 1024). Vgl. dazu P. Preu, Polizeibegriff und Staatszwecklehre, 1983, S. 108 ff.; Stolleis, Öffentliches Recht (Anm. 5), S. 288 ff. Siehe auch J. H. G. v. Justi, Natur und Wesen der Staaten, Mitau 1771 (Neudr. Aalen 1969 ), S. 61 ff. (§§ 30-44): “Von dem Endzwecke der Republiken”.
V. L. v. Seckendorff, Teutscher Fürsten Stat, Glashütten im Taunus 1976 (Nachdr. der 3. Aufl. Frankfurt a. M. 1665). Vgl. dazu H. Maier, Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, Taschenbuchausg. der 2. Aufl. 1986, S. 139 ff.; M. Stolleis, Veit Ludwig von Seckendorff, in: Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hrsgg. von demselben, 2. Aufl. 1987, S. 148 ff.
Zitiert nach Stolleis, Seckendorff (Anm. 10), S. 148.
Seckendorff, Fürsten Stat (Anm. 10), S. 56 ff., 207 ff., 239 ff. Die folgende Zusammenfassung nach Stolleis, Seckendorff (Anm. 10 ), S. 157f.
Seckendorff, Fürsten Stat (Anm. 10), S. 211.
Vgl. U. M. v. Eckhardt, The Pursuit of Happiness in the Democratic Creed, New York 1959, S. 224 ff. Zu Kant statt aller N. Hinske, Die Freiheit zum Glück nach eigener Wahl — Kants Beitrag zur Begründung der individuellen Freiheitsrechte, in: Freiheit und Notwendigkeit in der europäischen Zivilisation, Referate und Texte des 5. Internat. Humanist. Symposiums 1981, Athen 1985, S. 385 ff.; ders., Staatszweck und Freiheitsrechte - Kants Plädoyer für den Rechtsstaat, in: Grund- und Freiheitsrechte von der ständischen zur spätbürgerlichen Gesellschaft, hrsgg. v. G. Birtsch, 1987, S. 375 ff.
Es waren diese Gedanken einer institutionellen Ordnung und eines Rahmenplanes, die den Begriff der Verfassung ursprünglich bestimmten; vgl. Hofmann, Die Idee des Staatsgrundgesetzes, in: ders., Recht — Politik — Verfassung, 1986, S. 261 ff. (277 f., 290). Dies freilich zunächst noch ohne scharfe positivistische Absetzung gegen den naturrechtlichen Unter- und Hintergrund. Zur Dominanz des Sicherheitszwecks Preu (Anm. 9), S. 112, 226 ff. Unsere heutige Vorstellung von Verfassung ist dagegen stärker von der inhaltlichen Aufladung und Werterfüllung des Begriffs durch die geisteswissenschaftliche Richtung der Weimarer Staatsrechtslehre und deren Fortentwicklung bestimmt. Vgl. K. Rennert, Die “geisteswissenschaftliche Richtung”in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik, 1987; zum heutigen materiellen Verfassungsverständnis K. Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. I 2. Aufl. 1984, S. 75 ff. Darüber, daß der moderne Staat trotz inhaltlicher Zielvorgaben in der Verfassung nicht von seinen Zwecken, sondern nur von seinen Mitteln her definiert werden kann, jetzt maßgeblich Isensee, Gemeinwohl und Staatsauf gaben im Verfassungsstaat, in: HdbStR III (Anm. 1), S. 9 f., 20 ff.
Vgl. R. Ogorek, Individueller Rechtsschutz gegenüber der Staatsgewalt, in: Bürgertum im 19. Jahrhundert — Deutschland im europäischen Vergleich, hrsgg. v. J. Kocka, Bd. I, 1988, S. 372 ff. (383 f.).
Kant, Zum ewigen Frieden, in: Kleinere Schriften zur Geschichtsphilosophie, Ethik und Politik, hrsgg. v. K. Vorländer, 1959, S. 115 ff. (145 f.); vgl. auch: Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen, ebd. S. 199 ff. (205).
Vgl. W. v. Humboldt, Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen (1792), in: Werke in fünf Bänden, hrsgg. v. A. Flitner u. K. Giel, Bd. I, 1960, S. 56 ff.; vgl. dazu S. Kaehler, Wilhelm v. Humboldt und der Staat, 1927, S. 135 ff.
Humboldt selbst war sich durchaus bewußt, daß seine praktisch-politische Tätigkeit einer “konsequenten Theorie der Staatswissenschaft”widersprach, und meinte, daß „das Regieren“in Schulangelegenheiten „mit der Zeit soviel als möglich ganz eingehen (muß)“; vgl. D. Spitta, Wilhelm von Humboldt über das Verhältnis von Schule und Staat, in: Die Drei, Jg. 1960, S. 89 ff.
Vgl. J. W. Gough, The Social Contract, 2. AufL, Oxford 1963, 1967, S. 136 ff. Neuestens dazu G. Duso (Hrsg.), Il contratto sociale nella filosofia politica moderna, Bologna 1987.
Vgl. Hofmann, Staatsgrundgesetz (Anm. 15), S. 275 ff.
Vgl. Jellinek, Staatslehre (Anm. 4), S. 232, und dazu die weiterführen¬den Differenzierungen bei Hespe, Staatszwecklehre (Anm. 4), S. 18 ff.
A. Wagner, Grundlegung der politischen Oekonomie, 3. Aufl., I. Teil, 1. Halbbd., 1892, S. 879 f. Vgl. auch Jellinek, Staatslehre (Anm. 4), S. 249 ff.
Wagner, Politische Oekonomie (Anm. 24), S. 883 f.; für den Bereich des Gesundheitswesens siehe L. v. Stein, Die Verwaltungslehre, Teil 3, Das Gesundheitswesen, 1882 (Neudr. 1962), S. 1 ff., 22 f., 89, 113 ff., 172 ff., 216 ff. Vgl. dazu G. F. Schuppert, Die Erfüllung öffentlicher Aufgaben durch verselbständigte Verwaltungseinheiten, 1981, S. 213 ff.
Vgl. E.-W. Böckenförde, Demokratie als Verfassungsprinzip, in: HdbStR (Anm. 1), Bd. I, 1987, S. 887 ff. (949 Rdnr. 98 f.). Zum Vorgang der politischen “Inklusion”und seinen Folgen auch N. Luhmann, Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat, 1981, S. 25 ff., 28, 33, 48, 123.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1989 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this paper
Cite this paper
Kloepfer, M. (1989). Die Aufgaben des modernen Staates. In: Kloepfer, M. (eds) Umweltstaat. Ladenburger Diskurs. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-95596-9_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-95596-9_1
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-51291-2
Online ISBN: 978-3-642-95596-9
eBook Packages: Springer Book Archive