Die Pathologie der Verdauung und Resorption

Zusammenfassung

Wer es heute unternimmt, eine Darstellung der Pathologie der Verdauung und Resorption zu geben, erfährt sehr bald, daß es kaum möglich ist, ein auch nur einigermaßen geschlossenes Bild zu erzielen. Dies gilt besonders für den Pathologen, der gemäß Schulung und Denken die gestaltlichen Veränderungen zu erfassen sucht, mit welchen die krankhaften Störungen einhergehen. Bei manchen Abschnitten des Verdauungskanales ist die Ausbeute reichlich; lebensfrische Fixierungen von Operationsmaterial im Verein mit für experimentelle Untersuchungen günstigen Vorbedingungen haben, etwa beim Magen, eine Fülle von Ergebnissen gezeitigt, die auch für eine allgemeinpathologische Betrachtung eine breite Grundlage abgeben. Aber gerade bei dem Hauptresorptionsorgan, dem Dünndarm, liegen die Dinge recht ungünstig, und wenn in einem der bekanntesten Lehrbücher der Verdauungskrankheiten aus dem Jahre 1949 der Satz steht: „Der Dünndarm hat sich der modernen anatomischen Diagnostik bisher mit bemerkenswertem Erfolg widersetzt“¹, so gilt dies auch heute noch, wenigstens was die Erforschung von gestaltlichen Veränderungen in ihrer Beziehung zu gestörten Funktionen betrifft. Es ist hier nicht der Ort, den Gründen für die Schwierigkeiten nachzugehen, die eine Kenntnis der feineren Morphologie der Dünndarmstörungen bisher vereitelt haben; sie dürften überwiegend technischer Natur sein.