Die Lipoproteidlipase und ihre klinische Bedeutung

Zusammenfassung

Hahn entdeckte 1943 zufällig, daß bei Hunden eine alimentäre Lipämie nach intravenöser Injektion von Heparin innerhalb weniger Minuten verschwindet. Das durch die Lipämie getrübte Plasma wird klar. Diese Klärung alimentär lipämischen Plasmas gelingt nicht, wenn man Heparin in vitro zusetzt. Mit „Post-heparinplasma“, also Plasma, das nach einer vorausgegangenen Heparininjektion entnommen wurde, läßt sich dagegen auch in vitro eine Klärung von lipämischem Plasma erreichen (Anderson und Fawcett 1950). Durch die Heparininjektion muß demnach im Blut ein „Klärfaktor“ aufgetreten sein, der vorher nicht da war. Lindgren, Freeman und Graham (1952) beobachteten am Boden von Ultra-zentrifugenröhrchen mit Plasma, in dem eine Klärung abgelaufen war, einen Niederschlag von Calciumseifen. Dies war der erste Hinweis darauf, daß während der Klärung möglicherweise Triglyceride gespalten werden. Bald wurde dann eine Freisetzung von Fettsäuren durch Titration direkt nachgewiesen (Nichols, Freeman, Shore und Rubin 1952) und man erkannte, daß die Wirkung des Klärfaktors in der fermentativen Spaltung der in den Lipoproteiden des Plasmas enthaltenen Triglyceride zu freien Fettsäuren und Glycerin besteht (Shore, Nichols und Freeman 1953). Die Zunahme der freien Fettsäuren im Gemisch von Post-heparinplasma und lipämischem Plasma geht der Klärung, gemessen als Abfall der optischen Dichte des Plasmas, und der Abnahme der Triglyceride parallel (Grossman, Stadler, Cushing und Palm 1955).

Aus der Medizinischen Klinik des Städtischen Krankenhauses Stuttgart-Bad Cannstatt (Direktor Prof. Dr. G. Schettler)