Systematik der Flechten

Zusammenfassung

Ein auch nur oberflächlicher Vergleich des derzeitigen Standes der Forschung in den verschiedenen Teilen des Pflanzenreichs dürfte mit einiger Sicherheit ergeben, daß die durch ihre biologische Eigenart a priori so interessierenden Flechten weit weniger Bearbeitung und Bearbeiter aufweisen können als andere im Umfang vergleichbare Gruppen. Die überwiegende Menge der Aufsätze lichenologischen Inhalts befaßt sich mit — als Grundlage freilich sehr notwendigen —floristischen Dingen. Untersuchungen allgemeinen Inhalts sind wenig zahlreich und manche bewegen sich auf rein spekulativen Geleisen. Monographien über systematische Gruppen auch nur regionaler Zielsetzung sind seltene Ereignisse, und dabei werden, ähnlich wie bei den gleich dünn gesäten Floren, die von jeher besser untersuchten Laub- und Strauchflechten noch am meisten berücksichtigt. Die zahlenmäßig überragende Menge der Arten ist in relativ wenigen, z. T. riesigen Gattungen zusammengefaßt, über die kaum jemand einen Überblick besitzt; die Masse der beschriebenen Species schreckt schon vor dem Versuch einer teilweisen Bearbeitung ab. Dazu kommt die großenteils sehr weite Verbreitung vieler Arten, die regionale Bearbeitungen von vorne herein fragwürdig macht. Sofern man angesichts dieser Tatsachen auf die Behandlung der betreffenden Genera nicht überhaupt verzichtet abgesehen von irgendwie deutlicher herausfallenden Sippen — werden vielfach Sammelnamen verwendet oder ohne genügende Berücksichtigung der vielen unaufgeklärten Nomina neue Species aufgestellt, deren Fragwürdigkeit nicht näher begründet zu werden braucht.