Zusammenfassung
Auf Grund biochemischer Untersuchungsergebnisse haben wir schon früher die Vermutung ausgesprochen, daß gewisse Purine, besonders Adenin, Schutzstoffe für die Leber darstellen (6). Wir stützen uns dabei einerseits auf die Versuche von G. B. Brown (3), der feststellen konnte, daß Adenin von der Leberzelle unverändert in die zelleigenen Nucleinsäuren eingebaut wird, und daß der Anteil besonders stark ist, wenn die Leber Regenerationsleistungen zu erfüllen hat, z.B. nach partiellen Hepatektomien. Zum anderen auf unseren Befund (7), daß Leberhydrolysate, die man mit guten Erfolgen bei der Behandlung chronischer Hepatitiden mit Übergangscirrhose eingesetzt hat, sich durch einen gewissen Gehalt an Purinen, darunter auch Adenin, auszeichnen. Wir vermuten, daß die geschädigte Leberzelle nicht mehr in der Lage ist, den Purinring zu synthetisieren und daher zugeführtes Adenin zur Synthese zelleigener Nucleinsäuren voll ausnutzt. Mit einem ausreichenden Nucleinsäurebestand ist sie wieder funktionstüchtig. Ebenso verhält es sich mit dem Pyrimidinanteil. Die Pyrimidinkomponenten der Nucleinsäuren — Uracil, Cytosin, Thymin — können nicht unmittelbar in diese eingebaut werden. Zu ihrer Synthese geht die Zelle von niederen C- und N-Donatoren aus. Als Zwischenprodukt bildet sie dabei Orotsäure, die nach Abspalten von CO2 als Uracil, bzw. nach zusätzlicher Aufnahme einer Amino- oder Methylgruppe als Cytosin oder Thymin in die Nucleinsäure aufgenommen wird. Orotsäure ist der unmittelbare Praecursor der Pyrimidine (4), ihre Zufuhr erspart der Leberzelle eine umständliche Synthese. Adenin und Orotsäure, zwei unmittelbar nutzbare Bausteine der Nucleinsäuren, sollten daher über eine gewisse hepatotrophe Wirkung verfügen, die sie als Lebertherapeuticum geeignet erscheinen lassen.
Max von Pettenkofer-Institut, Berlin-Dahlem.
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Literatur
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Schwietzer, C.H. (1957). Versuche zur Therapie der Lebercirrhose mit Orotsäure und Purinen. In: Kühn, H.A. (eds) Pathologie, Diagnostik und Therapie der Leberkrankheiten. Freiburger Symposion an der Medizinischen Universitäts-Klinik, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94691-2_30
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