Vererbung

Zusammenfassung

Die Einführung von Mikroorganismen als Versuchsobjekte, insbesondere der sich schnell vermehrenden Bakterien, seit dem Kriege (Luria u. DelbrüCk 1943, Demerec 1946, Kaplan 1947) erweist sich immer mehr als einer der fruchtbarsten Schritte in der jüngeren genetischen Forschung. Während zunächst Probleme der spontanen und induzierten Mutation im Vordergrund standen, hat sich nach der Entdeckung von Erbfaktorenaustausch bei Bakterien (Tatum u. Lederberg 1947) diese Objektgruppe auch zur Lösung noch offener Probleme der Hybridgenetik angeboten, ja neuerlich wurden in Transformation und Transduktion noch eigene, gänzlich ungeahnte Erscheinungen entdeckt und z. T. schon aufgehellt. Darüber hinaus hat die Mikrobengenetik entscheidende Beiträge zur Klärung der physiologischen Genwirkung (Phänogenetik) geliefert, und auch das fundamentale Problem des Wandels und der Anpassung von Mikroben-Populationen erscheint nach der Arbeit im letzten Jahrzehnt in einem neuen Licht. An dieser fruchtbaren „Invasion“ haben die Bakterien allerdings nicht allein teilgenommen, sondern ihre Wirkung wurde seit längerem vorbereitet durch die Pilze, von denen besonders Neurospora, Aspergillus und Hefen zusätzlich ganz neue Erscheinungen offenbarten und Wege zur Erkenntnis lieferten. Hinzutraten dann noch die „unzelligen“ Bakteriophagen (DelbrüCk). Außer der schnellen Vermehrung der Mikroorganismen war den Genetikern vor allem willkommen der meist einfache, z. T. einzellige Bau, welcher die biologischen Grundphänomene unkompliziert durch die Korrelationen in Zellenstaaten hervortreten läßt, sowie auch die Haploidie, welche die bei Diplonten oft unbequeme Verschleierung des Genotyps vermeidet, die infolge der Dominanz von Genen besonders die Koppelungsanalyse kompliziert.